Samstag, 30. Juni 2012

Es ist wieder mal Zeit aufzubrechen und zu lernen...


Es ist interessanter Weise immer wieder ein bisschen eine Überwindung, sich zum Blog Schreiben zu motivieren (selbst noch nach 10 Monaten); aber sobald man sich überwunden hat, fliesst alles wie von selbst. Gedanken in Formen festzuhalten stellt eine äußerst befreiende Variante der Gedankenentleerung dar. Das erfahre ich jedes Mal aufs Neue, wenn ich mich dazu durchgerungen habe, einen Blogeintrag zu schreiben, und jedes Mal aufs Neue bin ich auch wirklich froh, diese Entscheidung getroffen zu haben. Dennoch muss ich hier leider verkünden, dass dies mein letzter Blogeintrag für die zumindest nächsten beiden Sonntage sein wird. Ab Mittwoch ist es nämlich endlich soweit – dann beginnt mein 11 täger Meditationskurs in Nagarjuna Sagar, einer kleinen entlegenen Ortschaft etwa 150 km südöstlich Hyderabads (der Hauptstadt von Andhra Pradesh), welche übrigens an dem größten Stausee Indiens liegt. Nach diesen 11 Tagen werde ich noch 3 Tage in Hyderabad verbringen um mir endlich einmal in Ruhe die Stadt und die Projekte von Navajeevan (ja Navajeevan hat auch dort einen Standort) anzuschauen. Ich war zwar jetzt schon 2 Mal in Hyderabad, jedoch waren diese 2 Mal immer nur Kurzbesuche in welchen längere Sightseeing Touren leider nicht möglich waren. Nun, über Hyderabad wollte ich heute aber eigentlich gar nicht schreiben, ihr sollt nur wissen, dass ich von 4. bis 18. Juli nicht erreichbar sein werde.

Worüber ich eigentlich schreiben will, ist mein bevorstehender Meditationskurs. Manche von euch fragen sich vielleicht, wie ich auf die Idee gekommen bin, meine letzten Urlaubstage für einen Meditationskurs aufzubrauchen, bzw. was genau ich dort überhaupt machen werde. Gleich zu Beginn möchte ich -wie bereits in meinem letzten Blogeintrag erwähnt- auf die Homepage des Kursanbieters hinweisen (www.dhamma.org), auf welcher viele interessante Artikel zu finden sind (der englischen Sprache sollte man dafür halbwegs mächtig sein).
Mein Hauptbeweggrund für diesen Meditationskurs war der Gedanke an meine Rückkehr nach Österreich in nicht einmal mehr 2 Monaten, und wie nach meinem Jahr in Indien alles weitergehen wird. Es liegt eigentlich auf der Hand, wie es weitergehen wird: Studieren, Arbeiten, Studieren, Arbeiten, Studieren, Arbeiten. Ich fürchte es wird nach meiner Rückkehr nicht lange dauern, bis ich wieder einem gewissen Trott verfallen sein werde. Nicht falsch verstehen, ich freue mich schon darauf zu studieren, jedoch ist es nun einmal eine Tatsache, dass mit der alles in Anspruch nehmenden Herausforderung des Studierens bzw. der Mühsal eines zusätzlichen kräfte-, zeit- und nervenraubenden Nebenjobs, der Blick auf das eigentlich Wesentliche im Leben in Gefahr läuft, verloren zu gehen. Was ist das Wesentliche? Was das Wesentliche im Leben eines Menschen ist, muss wohl jeder für sich selbst definieren, für mich wäre es wohl einerseits Glaube, Familie, Freunde, wie andererseits auch einfach Ich sein zu dürfen, das Leben zu leben und es in all seiner Vielfalt (andere Menschen, andere Philosophien, andere Kulturen,...) entfalten und auf sich wirken zu lassen, und dadurch kennen zu lernen. Klar, Ausbildung ist wichtig, das möchte ich hiermit überhaupt nicht in Frage stellen, aber das, was unsere Gesellschaft mit ihrer unaufhörlichen Forderung nach Leistung heute zu sagen scheint, ist, dass Ausbildung und Arbeit im Leben eines Menschen das Einzige ist, dem es die volle Konzentration bzw. die oberste Priorität zu schenken gilt. Nun, inwiefern hat das jetzt mit meinem Meditationskurs zu tun? Zum einen geht es natürlich um das Kennenlernen von etwas Neuem bzw. um die extraordinäre Erfahrung die mir bevorsteht und auf die ich schon sehr gespannt bin. Jedoch mache ich hier auch so, wenn ich zu meiner Arbeit mit Straßenkindern gehe, außergewöhnliche Erfahrungen, lerne nach wie vor ständig Neues kennen. Allein Indien zu besuchen, wenn auch nur für kurze Zeit, ist bereits ein einprägendes Erlebnis. Im Wesentlichen hat meine vorherige philosophische Abhandlung über das Problem des heutigen gesellschaftlichen Leistunsprinzips mit dem Meditationskurs damit zu tun, dass ich davon überzeugt bin, während dieses Kurses etwas kennenzulernen, dass viele Menschen -speziell in unserer westlichen Welt-, jeden Tag aufs Neue aufgrund der einen vereinnehmenden Arbeit oder aufgrund alltäglicher Sorgen um Geld, Miete etc. oder sei es aufgrund des allgegenwärtigen Konsums der in unserer Gedankenwelt unbewusst eine immer wichtigere Rolle spielt und einem heutzutage beinahe schon aufgewzungen wird, vermissen: das schlichte Mensch sein. Das schlichte, unbekümmerte Ich sein.

Und damit komme ich auch gleich zu dem, was ich während meines Kurses machen werde: Nicht nachdenken. Mich nicht ablenken lassen. Mich nicht beeinflussen lassen. Mich nicht sorgen. Nicht planen. Sondern einfach Ich sein. Vollständige Ruhe erleben, kennen lernen, entfalten lassen. Meinen Fokus auf mich legen und den Raum mit leerer Zeit füllen. Während diesen 11 Tagen werde ich die Philosophie des Vipassana kennenlernen, welche dem Menschen dabei helfen soll, Ruhe und Gelassenheit im Alltag zu entwickeln, bzw. Schmerz und Unruhe in der Seele verrauchen zu lassen. Bei Vipassana handelt es sich nicht um eine religiöse Praktizierung, sondern um eine überkonfessionelle, rein physische Übung! Der Körper ist mit der Seele verbunden, das ist eine Tatsache von der ich ebenfalls absolut überzeugt bin. Im Wesentlichen werde ich während meines Meditationskurses üben, meinen Fokus, mit einem geleerten, klaren Kopf, auf meinen Körper zu legen, um so zu lernen, aufkeimenden Zorn oder Frust, mit einer gezielten körperlichen Präventiv - Reaktion (u.a. richtiger Atemtechnik), erst neutralisieren und anschließend verrauchen lassen zu können. Dies alles dient dem Zweck, in schwierigen Situationen des Lebens mehr Gelassenheit zu entwickeln und dadurch weniger Leid zu erfahren. Der Kurs ist kostenlos, und somit für jeden Menschen, ob arm oder reich, zugänglich. Wer will kann eine freie Spende nach dem Kurs geben. Eigene Zimmer sowie Verpflegung wird den Teilnehmern gratis bereitgestellt. Ins Leben gerufen wurde dieser Kurs, um dem Menschen völlig bedinungslos dabei zu helfen, mehr Frieden und Frohsinn im Alltag zu finden. Es nehmen Hinduisten, Buddhisten, Muslime wie auch Christen daran teil (da es sich, wie bereits erwähnt, nur um eine rein körperliche Übung handelt, lässt sich dieser Kurs mit jedem Glauben vereinbaren). Die Lehre des Vipassana ist eine uralte und lässt ihren Ursprung auf die Zeit Buddhas zurückführen; obwohl Vipassana also überkonfessionell ausgelebt werden kann, ist sie dennoch eine Lehre buddhistischen Fundaments. Selbst bin ich überzeugter Christ, doch bedeutet das nicht, dass ich deshalb den Lehren und Ideen anderer Religionen oder Philosophen nichts abgewinnen könnte. Ganz im Gegenteil. Speziell was andere Religionen angeht, halte ich es sogar für sehr wichtig, sich auch mit den Philosophien dieser auseinanderzusetzen; der Islam enthält genauso wie der Hinduismus oder Buddhismus Weisheiten und Lehren, die ich für sehr wertvoll und interessant halte.

Obwohl ich mich schon sehr auf den Kurs freue, bin ich dennoch Realist genug, um mir bewusst zu sein, dass diese 11 Tage nicht nur ein entspanntes Vergnügen sein werden. Jegliche Informationszufuhr ist untersagt (sei es durch das Lesen eines Buches oder das Spielen mit dem Handy), mit anderen Kursteilnehmern zu sprechen ist untersagt (außer zu einer bestimmten Zeit mit dem Lehrer), selbst den anderen in die Augen zu blicken ist untersagt. Man soll durch nichts abgelenkt oder gestört werden. Das Einzige, das man während seiner freien Zeit (also wenn gerade keine Meditations- oder Lehreinheiten auf dem Stundenplan stehen) tun kann, ist Wäsche zu waschen oder spazieren zu gehen. Während diesen 11 Tagen werde ich also von der Welt völlig abgeschnitten sein. Und auch für die Zeit nach dem Kurs, plane ich, zumindest für den restlichen Monat Juli, kein Facebook mehr zu benützen. Nach meiner Rückkehr nach Österreich werde ich vermutlich die ersten Wochen fast nur noch von einem Termin zum nächsten jagen, daher möchte ich die Ruhe hier noch voll und ganz auskosten.

Abschließend möchte ich jetzt noch schnell zu meiner vergangenen Woche zu sprechen kommen. Letzte Woche habe ich mit dem Street Presence Team am Bahnhof gearbeitet. Bei dem Team bin ich als 'Khan' bekannt, da sie sich entschlossen hatten, dass Konstantin wie auch Konsti zu kompliziert sei. Zusammen mit Konstantin (so nennen mich die Fathers), Konsti Brother (so nennen mich die Burschen in Vimukti), Chanti (so werde ich nach wie vor von einigen Kindern im Chiguru genannt), habe ich damit jetzt also schon 4 Namen in Indien. Naja mich kümmerts eigentlich nicht weiter, solange ich weiß wer gemeint ist. Jedenfalls war diese Woche sehr interessant. Es ist einfach eine kaum zu beschreibende Erfahrung, wenn man jeden Tag aufs Neue verwahrloste Kinder, die von überall aus Indien herkommen, klammheimlich aus Güterwaggons krabbeln sieht und Verstecke abgeht, zu welchen sich normaler Weise keiner hinbegibt weil diese von Müllbergen umgeben sind. Die Reaktionen die man erhält, wenn man solche Kinder anspricht, fallen sehr unterschiedlich aus. Manche sind sehr interessiert weil sie z.B. von der Möglichkeit zu essen erfahren. Andere wiederum bekommen panische Angst, wenn sie angesprochen werden. Ein Kind das, so wie wir von Freunden von ihm später erfuhren, schon ein paar Mal von Erwachsenen vergewaltigt wurde, fing bereits an zu heulen als es sah, dass wir auf ihn zugehen. Als wir dann trotz seines Heulanfalls weiter auf ihn zugingen, rannte er schließlich wie verrückt davon. Bei einem anderen Jungen erfuhren wir, dass er seit 5 Tagen nichts mehr gegessen hatte. Als wir ihn zum Shelter gebracht hatten, kümmerte ich mich natürlich sofort darum, dass er etwas zu Essen erhält. Einem kleinen Kind, das seit 5 Tagen nichts mehr gegessen hat, beim Essen zuzuschauen, ist eine Erfahrung die das Herz berührt. So schnell werde ich diesen Anblick jedenfalls nicht mehr vergessen. Und mir wird schlecht wenn ich daran denke, wieviel Essen wir bei uns in Europa wegschmeissen, wenn wir keinen Hunger mehr haben. Wer von uns könnte es jemals nachempfinden, was es bedeutet, so schmerzhaften Hunger zu haben? Das Bild von diesem Kind, wie es mit zittrigen Händen nach dem Reis (vermischt mit viel Wasser und Joghurt, da der zusammengezogene Magen das Essen sonst nicht verdauen hätte können) fasst und sich in den Mund stopft, könnte ich euch so, wie ich es gesehen habe, niemals wirklich nachempfindbar beschreiben.

Es gäbe noch einige weitere Beispiele, von denen ich euch erzählen könnte, jedoch muss ich jetzt leider zu einem Ende kommen. Wahrscheinlich habe ich wieder irgendwas, dass mir noch wichtig gewesen wäre zu erwähnen, vergessen. Aber wie auch immer, ich denke das Wesentliche ist gesagt.
Letzte Woche ist es übrigens wieder ein wenig wärmer geworden, der Monsun dürfte sich eine kleine Auszeit genommen haben (und mit ein wenig wärmer meine ich, was -so wie ich hörte- in Österreich als Rekord - Hitzewelle bezeichnet wird, also so ca 35 – 36 Grad... jemand, der an so manchen Tagen im indischen Sommer schon um die 48 Grad erlebt hat, kann Temperaturen um die 35 Grad beim besten Willen nicht mehr als Hitze bezeichnen).

Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag, von mir hört ihr wieder in 3 Wochen mit einem (voraussichtlich) extra langen Erfahrungsbericht!

Sonntag, 24. Juni 2012

Neue Aufgabe, neues Wetter, neue Neuigkeiten


Neuer Blogeintrag. Über die letzten 2 Wochen. Wird wohl mal wieder Zeit zu resümieren. Es ist zwar erst 3 Wochen her, aber ich betrachte bereits mit einer gewissen Nostalgie die Fotos von meiner Himalaya Reise. Okay, natürlich ist nicht alles, was ich in dieser Zeit erlebt habe, als eine gute Erinnerung in meinem Gedächtnis geblieben. Wenn ich nostalgisch an die Zeit zurück denke, dann speziell an das Wandern durch die verschlafenen Wälder, an die still vor sich hin fliessenden Gletscherbäche und an die in eine geheimnisvolle Atmosphäre gehüllten, in den Wäldern versteckten, buddhistischen Tempeln und Pagoden. Nepalesische Kunst, sikkimische Kultur, naturverbundene Mönche. Das alles kennen gelernt zu haben empfinde ich als Privileg. Doch nun genug über meine Himalaya Reise. Wer ausführlicher von meiner Zeit im Norden lesen will, springe bitte zu den Fotos bzw. dem Bericht der letzten beiden Blogeinträge.

Also nochmal von vorne. Meine letzten 2 Wochen. Als allererstes kommt mir ein schlimmer Vorfall in den Sinn. Wieder ein Verkehrsunfall. Diesmal war ich allerdings nicht beteiligt. Etwa vor anderthalb Wochen trug sich dieser in der Nähe von Vimukti zu. Father Michael, einer der Leiter von Navajeevan, hatte Father Abraham, welcher -angeblich- nach einer Projektunterweisung bei Navajeevan anfangen sollte zu arbeiten, mein Projekt Vimukti gezeigt; sie befanden sich bereits auf der Rückfahrt, als es passierte: Wie man mir erzählte, rannte plötzlich ein Kind auf die Strasse, Father Michael weichte gerade noch aus und prallte dann allerdings mit voller Geschwindigkeit gegen einen Baum. Father Abraham verstarb später im Krankenhaus. Natürlich war es auch für uns Volunteers ein ziemlicher Schock davon zu hören, da wir Father Abraham in den letzten Wochen kennengelernt und auch immer mit ihm zusammen gegessen hatten. Seit diesem schlimmen Unfall herrscht jedenfalls eine sehr bedrückte Stimmung in der Projektzentrale. Father Michael passierte zum Glück übrigens nichts.

Das nächste Vorkommnis, welches ich als recht erzählenswert einstufe, ist ein Gespräch mit Father Arogya am Donnerstag. Es würde jetzt zu viel Zeit in Anspruch nehmen, um zu erklären, wie es dazu gekommen ist, aber ich arbeite jetzt jedenfalls für meine restliche Zeit in Indien mit dem Street Presence Team am Bahnhof von Vijayawada. Dass dem jetzt so ist, hat allerdings wirklich nichts damit zu tun, dass mir die Arbeit im Shelter nicht mehr gefallen würde; das ganz und gar nicht. Ich bin sogar ein wenig betrübt, nur 3 Wochen im Shelter gearbeitet zu haben. Aber meiner völlig neuen Aufgabe im Street Presence Team blicke ich dennoch mit einer gewissen freudigen Angespanntheit entgegen. Zwar habe ich im Dezember schon mal im Bereich Street Work gearbeitet, das aber nur für 1 – 2 Tage. Meine Aufgabe wird es jedenfalls sein, zusammen mit dem Team Strassenkinder anzusprechen und zu ermutigen, mit uns ins Shelter zu kommen. Der Bahnhof ist daher ein sehr geeigneter Ort um dieser Arbeit nachzugehen, da Vijayawada ein Verkehrsknotenpunkt in Südindien ist und täglich hunderte neue Strassenkinder in Vijayawada landen. Wann ich arbeite, darf ich mir selbst aussuchen. Es gibt 3 sogenannte `Slots`, also Zeiten, in denen das Street Presence Team zum Bahnhof geht – der erste Slot ist von 9 Uhr bis 17 Uhr, der zweite von 17 Uhr bis Mitternacht, und der dritte von 1 Uhr in der Früh bis etwa 6 oder 7 Uhr. Father Arogya meinte, er würde sich wünschen, dass ich alle 3 Slots ausprobiere. Der Gedanke um 1 Uhr in der Früh zum Bahnhof zu latschen und dort Strassenkinder- und jugendliche anzusprechen, behagt mir jetzt vielleicht im ersten Moment nicht gar sehr, allerdings werde ich ja nicht alleine dort sein. In der Gruppe sei die Angelegenheit `totally safe` - meinte zumindest Father Arogya.

Sonst gibt es gar nicht so viel mehr zu erzählen. Achja, doch noch etwas: ich kann es kaum glauben, dass übernächste Woche bereits mein Meditationskurs in Hyderabad anfängt. Bin schon ziemlich nervös deswegen. Wer gerne mehr darüber erfahren möchte, was ich genau dort mache, der besuche einfach die Homepage des Kursanbieters: http://www.dhamma.org/
Sehr lesenswert finde ich übrigens vor allem den Artikel `The Art of Living`. Kann ich nur empfehlen. Nächsten Sonntag, also kurz vor Beginn meines 11 tägigen Meditationskurses, werde ich im Blog noch genauer auf dieses Thema eingehen.

Ach und übrigens: Der Monsun ist da!!!  Bedeutet: Endlich keine 40 Grad Durchschnittstemperatur mehr, jede Menge Regen und viel angenehmer Wind. Die letzte Woche hat sich das Thermometer das eine oder andere Mal sogar schon unter die 30 Grad gewagt (dieses Wochenende ist es allerdings wieder heisser geworden). In den ersten beiden Juniwochen hatte der Sommer jedenfalls nochmal ganz besonders heftig zugeschlagen; an manchen Tagen hatte es sogar 48 Grad. Umso dankbarer bin ich, dass in der dritten Juniwoche endlich die erlösende Regenzeit begonnen hat.

So, heute komme ich mal ein wenig früher zum Schluss. Nächsten Sonntag melde ich mich wieder!

Namascaram und so

Samstag, 9. Juni 2012

Fotos von meiner Himalayareise und über meinen ersten Autorikschaunfall

So, heute gibt es, wie versprochen, die Urlaubsfotos zu sehen. Bevor ich die Fotos allerdings hochstelle, möchte ich noch kurz auf ein paar Begebenheiten in der letzten Zeit eingehen.
Zunächst: Das kommt jetzt vielleicht ein wenig überraschend, aber seit etwa einer Woche arbeite ich wieder im Shelter. Warum? Nun, wie ihr, meine treuen Blogleser, vielleicht noch wisst, fand zwischen Jänner und Mai das Field Work Programm statt, bei welchem wöchentlich, Burschen, direkt von der Straße nach Vimukti geholt wurden. Folge dessen war, dass die von der Straße geholten Burschen, teilweise noch unter Beeinflussung von Drogen, in Vimukti einzig eine Möglichkeit um zu schlafen und um dort etwas zu essen erkannt haben, jedoch nicht das geringste Interesse für die English Class oder andere Aktivitäten aufbrachten. Folge war viel Chaos und Frustration auf Seiten von Konrad und mir. Vor diesem Field Work Programm mussten die Burschen, nachdem sie von der Straße geholt wurden, erstmal für 45 Tage ins Shelter um dort zu zeigen, dass sie überhaupt Interesse an einem Projekt wie Vimukti bzw. an Neuorientierung in ihrem Leben haben. Nach diesen 45 "Probetagen" waren dann nur noch Burschen dabei, mit denen man auch wirklich konstruktiv arbeiten und für die man Aktivitäten vorbereiten konnte. Während der ganzen Zeit (also von Jänner bis Mai), in der das Field Work Programm aber nun lief, haben Konrad und ich immer wieder darauf aufmerksam gemacht (mit der Einstimmung aller Mitarbeiter in Vimukti), dass das Field Work eingestellt werden sollte. Was mit Anfang Mai dann tatsächlich auch geschah. Jedoch -> Mit Anfang Juni hat aus einem Grund, den mir keiner nennen kann, das Field Work wieder angefangen. Um zu zeigen, dass ich mit dieser Entscheidung nicht einverstanden bin, habe ich mich -mit der Zustimmung der Fathers- nun entschlossen, solange das Field Work Programm läuft, nicht mehr nach Vimukti zu kommen, sondern im Shelter zu arbeiten. Dass ich jetzt nur von mir, und nicht auch von Konrad geredet habe, liegt übrigens daran, dass dieser mittlerweile zurück in Deutschland ist. So, jetzt seid ihr wieder auf neuestem Stand.

Bevor ich nun zu den Fotos komme, noch kurz zu meiner vergangenen Woche: das Unterrichten im Shelter hat mir großen Spaß gemacht, lange schon habe ich nicht mehr so produktive Schüler bzw. Freude an der English Class gehabt (was nicht zuletzt auf das Field Work in Vimukti zurückzuführen ist). Spaß hat auch die Dancing Class gemacht, speziell da letzte Woche jede Menge Slum Kinder da waren, die total verrückt aufs Tanzen sind. Wie kleine Flummis sind sie über die Tanzfläche gefegt - von mir wurde dasselbe verlangt, weshalb ich am Ende auch total fertig war.
Weniger erfreuliches gibt es hingegen vom Freitag zu berichten. An jenem Tag hatte ich nämlich meinen ersten Autorikscha Unfall. Glücklicherweise ist nichts passiert, wofür ich mich wohl bei mindestens 10.000 Schutzengeln bedanken kann. Folgendes war passiert: Der Autorikschafahrer, wieder mal mit 10 verschiedenen Sachen beschäftigt nur nicht mit der Straße, bemerkt nicht, dass plötzlich aus der Nebenstraße ein Motorradfahrer hervorgeschossen kommt und direkt vor ihm stehen bleibt. Ich will ihn gerade darauf aufmerksam machen, doch bitte einen Blick auf die Straße zu wagen, doch das ganze geht viel zu schnell. Im letzten Moment blickt mein toller Fahrer zwar noch auf und reißt das Steuer nach links, doch kommen wir daraufhin in Schräglage und fallen schließlich komplett zur Seite. Da wir mit ziemlich viel Geschwindigkeit dahergekommen sind, schlittern wir aus vollem Tempel gegen einen Laternenmast. Der Mast rammt sich durch die Windschutzscheibe und das Dach hindurch. Mit dem Mast 5 Zentimeter vor meinem Kopf entfernet, kommen wir schließlich zum Stillstand. Wie versteinert blicke ich den Pfosten unmittelbar vor mir an. Ich klettere aus dem Wrack von Autorikscha und bin einfach dankbar noch am Leben zu sein. Nachdem der erste Schock überwunden ist, begebe ich mich auf die Suche nach meinen ringsum verstreuten Sachen. Eine Menschenmenge hat sich mittlerweile um uns gebildet. Der Autorikschafahrer, dem zum Glück auch nichts passiert ist, untersucht voll Fassungslosigkeit sein Gefährt. Die Inder schauen mir wie gebannt beim Einsammeln meiner Sachen zu. Ein Einziger hilft mir schließlich dabei. Wieder mal offenbart sich mir, dass Inder in ihrer Handlungsinitiative in kritischen Situationen wie diesen manchmal ziemlich eingeschränkt sind. Hauptsache der Weiße wird angestarrt wie er, aus dem Wrack krabbelnd, seine verlorenen Sachen aufsucht, anstatt vielleicht den Abschleppdienst zu rufen oder den Fahrer oder mich zu fragen ob es uns gut geht. Aber der Ärger über die Reaktion der Inder währt nur kurz. Ich bin einfach dankbar, dass außer dem Verlust von ein paar Unterrichtsmaterialien (die nämlich im Kanal gelandet sind), nichts weiter passiert ist.

So. Nun aber wirklich weiter zu meinen Urlaubsfotos:


Hinfahrt, im Durchgang (dort wo ich mich letzten Endes gezwungener Weise auch am meisten aufgehalten habe)


Kalkutta

Das Haus von Mutter Teresa

Ihr Grab

Bei der Howrah Bridge (der verkehrsreichsten Brücke der Welt)

Weiterfahrt nach New Jalpaiguri (an der Tür natürlich)

Ankunft und Weiterfahrt nach Kurseong

Kurseong

Die Ausläufer des Himalaya (ca. auf 1500 Meter)

Das Paradise Restaurant! Sieht doch echt paradiesisch aus

Mit der Toy Train auf nach Darjeeling




In Darjeeling (auf ca. 2200 Meter)! Meine Unterkunft - Andys Guesthouse

Mein super sauberes und gemütliches Zimmer



Bei einem Hindu Tempel (da findet übrigens keine Geburtstagsparty statt - das sind einfach alles Gebetsfahnen)


Eine Hindu Höhle!

Die malerische, buddhistische Bhutia Busty Gompa

 
Ein kleines Video um etwas von der Atmosphäre einzufangen, die diesen Ort umgeben hat



Momos! Zu gut für diese Welt...

In Darjeeling gab es unzählige von Läden mit den verschiedensten Auslagen (von tibetischer Schnitzkunst zu chinesischen, altertümlichen Waffen usw.)

Die Marktstrasse




Weiterfahrt nach Sikkim

Die (mehr als wackelige) Hängebrücke als Grenze zwischen West Bengal und Sikkim


Jorethang

Mein tolles Kakerlaken Hotel

erinnert schon fast ein bisschen an österreichische Natur

Mein super gemütliches Zimmer im total netten, freundlichen Kabur Hotel in Pelling



Und das war das Kabur von aussen... Zugang erfolgte über das oberste Stockwerk,ein Dachrestaurant 
Wandern durch die verschlafenen Wälder zu einem buddhistischen Kloster

Riiiesenglocke!
Mönchsjünglinge
Später, wieder zurück in Pelling, entdecke ich ein nettes, kleines, kaum besuchtes Restaurant in Pelling
Und was esse ich dort? - ein traumhaftes Chow Mein! Eine nepalesisch - chinesische Spezialität mit Gemüse, Eiern und Huhn.
Mein Hotel als ich dort am Abend wieder ankomme
Und so sah das Dachrestaurant meines Hotels von innen aus...
Ich entschied mich aber meinen letzten Abend auf der Terrasse ausklingen zu lassen
Sikkimisches Bier + ein spannendes Buch ... der perfekte letzte Abend
Und das ist mein Abendessen - ein Taipoo! Quasi ein Riesen Momo.... ein Stück Himmel auf einem Teller
Der nächste Morgen... auf dem Foto sieht man es leider nicht so gut wie in natura, aber hier lichtet sich endlich mal der Kanchenjunga, der dritthöchste Berg der Welt (der weisse Zacken hinter dem braunen Geröll)
Überglücklich war ich, ihn doch noch gesehen zu haben
Doch dann kam die Horrorückfahrt... ein recht beschreibendes Bild für diese
Schliesslich dann aber doch - im Zug zurück nach Vijayawada (für kräfteraubende 44 Stunden)