Samstag, 22. Oktober 2011

Und auf in ein neues Abenteuer...


...geht es ab morgen, Montag, und zwar in das neue Camp in Vimukti. Und ja, richtig, wer meinen letzten Blogeintrag gelesen hat, der weiß, dass es ursprünglich hieß das neue Camp fänge eigentlich erst am Mittwoch statt. Doch einmal mehr wurden spontan Planänderungen vorgenommen. Ich nehme es nüchtern hin. Irgendwann ist man nicht mehr überrascht. Nun, jetzt stellen sich vielleicht manche die Frage: Was erwarte ich mir von der Zeit im neuen Camp? Lassen wir zunächst mal die vergangene Woche im Shelter Revue passieren, das wird helfen diese Frage zu beantworten.

Die Woche fing gleich einmal mit einer Veränderung im Zeitplan statt. Am Montag begleiteten nämlich Konrad und ich, nach dem Shelter, Martin in das Residental Vocational Training Center - kurz RVTC. Martin geht dort jeden Tag nach dem Shelter hin, und übernachtet auch dort. Im RVTC findet für einige Burschen aus dem Shelter eine Art Berufsvorbereitungskurs statt. Es gibt dort auch andere Kurse, wie zum Beispiel die English Class die von Martin geleitet wird. Konrad und ich haben Martin die Woche abwechselnd ein bisschen unter die Arme gegriffen, weil es doch dezent an die Substanz geht, wenn man nach 16 Uhr -das ist der Zeitpunkt in der die Zeit für die Volontäre im Shelter endet- zum RVTC latschen und neuerlich eine Class, die erst um 18.30 beginnt, vorbereiten muss. Speziell als ich am Montag um ca. 20 Uhr endlich im Flat wieder ankam, war ich besonders erledigt, da wir im RVTC noch 1 - 2 Stunden Basketball gespielt hatten, und mir das einfach meine letzte Energie geraubt hatte. Ereignistechnisch bliebe mir von der Woche noch zu erwähnen, dass fast jeden Tag irgendwelche Sponsoren auf Besuch zum Shelter kamen, und es deswegen die ganze Woche besseres Essen zu Mittag gab. Mir sollte es Recht sein. Einmal wurden sogar Fotos von Martin, Konrad und mir geschossen, als wir ein Geschenk -2 Orangen, eine Packung Weißbrot, eine Seife und noch ein unbekanntes Utensil- von einem der Sponsoren in die Hand gedrückt bekommen haben. Dieses Geschenk hat natürlich auch jedes der Kinder im Shelter erhalten; wir Volontäre haben den Großteil unserer Geschenke dann einfach weitergeschenkt - das Essen war allerdings schwerer herzuschenken, da umgekehrt die Burschen uns ebenfalls die ganze Zeit ihr Essen schenken wollten. Auf jeden Fall hat dann einer von dem Leitungsteam nach den gemachten Fotos von uns und den Sponsoren etwas von 'Newspapers' genuschelt. Bis jetzt habe ich aber zum Glück noch kein Foto von mir in der Zeitung gefunden. Ich hoffe das bleibt auch so. Interessant und zugleich etwas irretierend fand ich auch die Anwesenheit von einem Dutzend Nonnen, die sich noch in Ausbildung befinden und sich die ganze Woche im Shelter aufgehalten haben. Was genau sie dort getan haben blieb mir ein Rätsel. 3 - 4 von ihnen haben sich an einem Tag zum Spielen zu den Kindern und Jugendlichen gesetzt. Sonst habe ich sie meistens nur mit dem Leitungsteam quatschen gesehen. Wie auch immer, ich nahm ihre Anwesenheit mit einem Schulterzucken hin.

Die Woche schien jedenfalls wieder wie im Flug zu vergehen. Und wie ich schon in meiner philosophischen Abhandlung über Zeit -in einem meiner vorhergehenden Blogeinträge- hergeleitet habe, so war das wahrscheinlich ein Resultat dessen, dass ich meine Zeit diese Woche im Shelter als positiv und konstruktiv -also vorteilhaft investiert- erlebt habe. Mathematik zu unterrichten hat Spaß gemacht, auch wenn es oft ein ziemliches Chaos war. Und auch die Zeit nach dem Shelter im RVTC fand ich interessant und bereichernd, auch wenn ich danach immer völlig erledigt war. Ebenfalls als positiven Aspekt erlebt, habe ich die Tatsache, wieder ein paar Burschen kennengelernt zu haben die nach Vimukti kommen. Da, soweit ich weiß, nie alle Burschen die nach Vimukti kommen im Shelter anwesend waren, haben wir leider auch nicht alle kennengelernt. Aber das ist schon okay. Positiv überwiegend fand ich die Tatsache, dass es doch einige echt coole und nette Burschen sind, die da ab morgen mit dabei sind. Aber noch kenne ich ja nicht alle, also verschrei ich es auch besser nicht. Heute gehe ich jedenfalls noch in die Stadt und schaue mich nach einem Seil und weiteren Utensilien um, die man für eine Olympiade gebrauchen könnte, denn genau so eine plane ich zu veranstalten in Vimukti. Bei dieser werden die Burschen verschiedene Herausforderungen zu bestehen haben, zum Beispiel, dass 2 Burschen an den Fußknöcheln aneinander gebunden eine bestimmte Strecke so schnell wie möglich entlang laufen müssen. Ich dachte mir wenn das gut ankommt, kann man das sogar jede Woche oder so einführen. Aber mal schauen. Auch für den Unterricht werde ich mich heute noch vorbereiten, es gibt also viel zu tun. Um noch einen Abschluß zu finden zur letzten Woche: Leider entsprach, zumindest was positive Erfahrungen angeht, das Ende der Woche im Shelter nicht ganz den vorhergehenden Tagen. Als ich am Donnerstag in der Früh mit Konrad ins Shelter ging, habe ich schon gemerkt, dass nicht alles ganz okay ist mit meinem Magen, habe aber darauf gesetzt, dass sich diese Verstimmung schon wieder legen würde. Doch leider entwickelte es sich in die andere Richtung. Eine Stunde lang bin ich im Shelter Office gesessen - den Kopf in dem am Tisch lehnenden Arm begraben. Schließlich bin ich mit der Rikscha zurück ins Flat gefahren, es ging leider nicht anders. Glücklicher Weise hatte ich noch einiges von Doktor Namias Medizin von letzter Woche, als ich ebenfalls erkrankt war. Die habe ich dann auch gleich mal eingenommen. Am nächsten Tag, Freitag, schien es mir jedoch ganz und gar nicht besser zu gehen. Mein Zustand schien sich sogar eher zu verschlechtern, weshalb ich am Abend auch noch zusätzlich zu 'Normhydral', ein Medikament dass mir mein Vater mitgegeben hatte, griff. Doch natürlich dauert es ein bisschen, bis so ein Medikament wirkt. Die Magenkrämpfe wurden jedenfalls immer unangenehmer und ein paar Stunden bevor ich schlafen gehen wollte, hatte ich schließlich sogar Fieber. Die Nacht auf Samstag war alles andere als gemütlich. Doch am Samstag schienen die Medikamente dann doch anzuschlagen. Am Nachmittag fühlte ich mich wieder halbwegs fit, blieb dennoch vorsichtshalber im Bett. Und heute, Sonntag, geht es mir eigentlich wieder ganz gut soweit. Aber den Freitag Abend will ich so schnell nicht unbedingt nochmal erleben. Für mich ist es fast ein Wunder, dass ich mich so schnell wieder kuriert habe, denn so krank wie ich mich am Freitag gefühlt habe, so krank habe ich mich in Indien bisher noch nie gefühlt.

Soviel zu meiner Woche. Nun, die Frage was ich mir von der Zeit im neuen Camp in Vimukti erwarte ist jetzt noch nicht ganz geklärt. Was ich mir erwarte ist auf jeden Fall eine konstruktivere Zusammenarbeit mit den Burschen als wie im letzten Camp. So viel Anspruch habe ich. Ein erster Schritt, damit das auch gelingt, wäre die Zeit, zu der die Class beginnt, von den Burschen künftig auch wirklich einzuhalten und zu erscheinen. Ich denke zumindest, das würde bei den Jugendlichen sehr dazu beitragen die Class ein bisschen ernster zu nehmen. Außerdem hoffe ich, dass Konrad und ich mit den Campleitern noch zu einem organisatorischen Gespräch kommen, um unter Anderem diesen Punkt zur Sprache zu bringen. Mehr wünschen als erwarten tue ich mir zudem, mit den Burschen eine lustige, spannende, konstruktive und positive Zeit zu verbringen. Aber sowas zu erwarten, von Burschen mit einem so schwierigen sozialen Hintergrund, wäre total vermessen. Ich bleibe aber offen und optimistisch. Spannend wird es bestimmt so oder so.

Wie auch immer, ich bin jedenfalls froh, dass ich heute noch meine ganzen Erledigungen machen kann. Eigentlich wollte ich sie ja auf das Wochenende aufteilen, aber aufgrund meiner Erkrankung musste ich sie bis heute aufschieben. Unter anderem muss ich mir auch neue Schlapfen kaufen, meine aktuellen lösen sich leider schon auf. Eigentlich hätte ich ja auch Schuhe dabei, aber hier trägt kein Mensch Schuhe, da würde ich nur komisch angesehen werden. Meine Haare wollte ich mir auch schon länger mal schneiden lassen - kostet hier nur 30 Rupie (ca 50 Cent). Das kann man denke ich gerade noch so aufbringen.

Damit komme ich diese Woche zu meinem Ende. Bin jetzt wieder eine Woche lang völlig von der Außenwelt abgeschnitten, freue mich aber schon, wenn ich in nächstes Wochenende erfahre, was sich so alles getan hat in der Welt.

Wünsche euch allen eine schöne und erfolgreiche Woche.

Grüße aus dem Südosten,


Konsti

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