Samstag, 12. Mai 2012

Auf den Spuren von Indiana Jones


Sonntag. 13. Mai. Ein paar Neuigkeiten gibt/gab es zu vermelden im Mai. Zum einen der Beginn des Sommer Camps in Vimukti – davon erzählt habe ich allerdings schon letzte Woche. Doch beeinflusst meine Zeit im Mai dieses Camp nur 2 ½ Wochen lang; die restlichen 1 ½ Wochen werde ich auf Reisen verbringen – ein Punkt, auf den ich letzte Woche vergessen habe einzugehen, und es hiermit nachholen will:

Kommenden Mittwoch werden wir Volontäre nach Hyderabad fahren und dort für 2 Tage ein Meeting mit den Volontären, die in den anderen Städten eingesetzt sind, haben. Die Idee kam von dem Vice Provincal des Bundesstaates Andhra Pradesh, welcher selbst bei dem Meeting anwesend sein wird – was genau wir dort dann machen, werde ich euch wohl erst nächsten Sonntag erzählen können, da ich es zur Zeit selbst noch nicht weiß (wahrscheinlich aber einfach gemeinsames Reflektieren, Diskutieren von Problemen innerhalb im Projekt usw.).

Voraussichtlich werde ich mich kommenden Sonntag aber nur kurz halten mit meinen Erzählungen im Blog, da ich am selben Tag noch eine Reise in den Himalaya antrete. Die Entscheidung zu dieser Reise anzutreten traf ich vor etwa 2 Wochen, als mich der schlimmste Hitzeausschlag meines Lebens befallen hatte und ich die Hitze einfach nicht länger ertragen wollte/konnte. Es war eine spontane, in einem Moment der hitzebedingten Verzweiflung gefallene Entscheidung, über welche ich sehr froh bin sie getroffen zu haben. Denn der Mai ist in Südindien einfach nicht auszuhalten für einen hitzeempfindlichen Menschen wie mich. 39 Grad Durchschnittstemperatur sagt ja wohl schon alles. Selbst nachts klettert der Temperaturenmesser nicht unter 30 Grad.

Naja, jedenfalls bin ich nicht nur erleichtert, sondern auch zugegeben ein wenig nervös ob meiner bevorstehenden Reise, die ich alleine da ganz rauf in den Norden antrete. Insgesamt, also hin und zurück, werde ich 60 Stunden im Zug sitzen. Bei der Hinfahrt mache ich aber in Kalkutta einen Zwischenstopp – das liegt nämlich am Weg. Nach Plan werde ich in Kalkutta Mittagessen, ein bisschen die Stadt besichtigen, und dann am Abend weiter fahren. Steige ich dann nach insgesamt 30 Stunden endlich aus dem Zug, so ist mein erstes Ziel die Stadt Darjeeling, etwa auf 2000 Meter Höhe gelegen (so wie Kalkutta noch im Bundesstaat West Bengal vorzufinden, jedoch ganz an der Nordgrenze). Es gibt die Möglichkeit, mit einer so genannten ‚Toy Train‘, also einer Art Mini Eisenbahn, nach Darjeeling rauf zu fahren – sie fährt leider nur einmal am Tag, aber wenn es sich einrichten lässt, möchte ich auf jeden Fall damit hochfahren. In Darjeeling verbringe ich 2 Tage, danach geht es weiter in den Bundesstaat, der nördlich von West Bengal, und wirklich mitten im Himalaya liegt -> Sikkim. Um dort hinzugelangen, muss ich eine ‚Border Permit‘ beantragen, also ein spezielles Formular, welches ich an der Grenze vorzeigen muss und ohne welchem ich nicht durchgelassen werde (ich schätze mal, weil man dort leichter nach Tibet gelangen kann – ein plausiblerer Grund ist mir zumindest nicht eingefallen). So ein Formular zu bekommen ist in Darjeeling allerdings angeblich kein Problem. Mir war natürlich von Anfang an klar, dass ich es mir aus dem Kopf schlagen kann, in Sikkim mal eben nach Tibet zu spazieren, jedoch hätte ich es sehr gerne zumindest von einem Berg aus betrachtet – doch das ganze Gebiet, welches sich auch nur in der Nähe von Tibet befindet, ist strengstens verboten für Touristen. Jedenfalls werde ich in Sikkim, zumindest nach Plan, 2 Tage in der Ortschaft Pelling übernachten. Doch im Gegensatz zu Darjeeling, habe ich in Pelling keine Unterkunft reserviert, da es zum einen aus irgendeinem Grund nicht erlaubt ist und weil ich es zum anderen ohnehin spannender finde, durch Sikkim zu wandern und mir dann spontan eine Unterkunft zu suchen. Natürlich habe ich mir schon interessante Routen und akzeptable Unterkünfte mit einem Reiseführer (-> Lonely Planet) rausgesucht (was die Routen angeht, so werde ich voraussichtlich wohl keine 8000er Steilwanderung unternehmen, sondern eher gemütlich durch die verschlafenen Wälder zu den verschiedenen Tempeln usw. wandern). Einen 8000er zu erklimmen, ist wohl ein Unternehmen, das sorgfältig geplant sein muss und auf das man sich ausreichend vorbereiten sollte – es reizt mich allerdings bis in die Fingerspitzen, dieses Unternehmen in ein paar Jahren wirklich umzusetzen.
Der Großteil der Zeit in Sikkim wie auch in West Bengal ist also jedenfalls damit vorgesehen verbracht zu werden, naturparadiesische und am besten entlegene Routen zu bewandern, die frische, kühle Bergluft zu genießen und einfach die höchsten Berge der Welt auf sich wirken zu lassen (von dem so genannten Tiger Hill aus, hat man in der Morgensonne angeblich ein traumhaftes Panorama auf den Mount Everest, den K2 und den Kanchengula, den 3 höchsten Bergen der Welt) –> natürlich werde ich nicht darauf vergessen, ausreichend Fotos zu schießen. Achja, auf das Essen bin ich natürlich auch schon sehr gespannt, da es in Sikkim hervorragende indische, chinesische und nepalesische Küche gibt (speziell der Einfluss aus Nepal ist in Sikkim sehr stark; auf Spezialitäten wie ‚Momos‘ freue ich mich schon sehr).
Nun, nach diesen 2 weiteren Tagen in Sikkim war es dann aber auch schon wieder mit meinem Abenteuer. Insgesamt 4 Tage verbringe ich also auf Urlaub. Dann geht es mit dem Zug wieder für 30 Stunden zurück nach Vijayawada. Zum Glück liebe ich das Zugfahren in Indien; man lernt interessante und nette neue Leute kennen, man kann sich bei der offenen Tür hinsetzen und die an einem vorbeirauschende Natur genießen, und es wird einem auch alles Mögliche zu Essen und zu Trinken angeboten (wobei ich mir wahrscheinlich vor den Zugfahrten einfach große Lunchpakete herrichten werde).
ACH! Was noch ganz wichtig ist und ich beinahe vergessen hätte -> Sikkim ist Schauplatz für den 2. Teil der Filmreihe von Indiana Jones!!  Ich gehe zwar nicht davon aus, dass jetzt jeder Leser meine Begeisterung für Indiana Jones teilt (auch wenn er das tun sollte), doch war dieser jedenfalls -neben Luke Skywalker aus Star Wars- der größte Held meiner Kindheit -> den Ort zu erforschen, an welchem auch er eines seiner Abenteuer erlebt hat (wenn auch nur im Film) ist quasi ein Kindheitstraum, den ich mir erfülle.
So, das war mir jetzt noch wichtig zu erwähnen.

Abschließend noch zu meiner letzten Woche in Vimukti:
Es war eine interessante Woche, mit einigen Auf und Abs, im Resümee aber jedenfalls positive 5 Tage. Ich habe viel mit den Summer Camp Kids gespielt, Unmengen an Freundschaftsbänder geknüpft und mit ihnen die aktuellsten Telugu Lieder am Dach unter einem sternenklaren Nachthimmel gesungen (so gut ich halt konnte). Mit meinen Burschen unverändertes, gewöhnliches Programm: Class, Cricket, Carromball. Wichtig zu erwähnen: Die Weitervermittlung von etwa 7 Burschen zu anderen Teilprojekten kam am Freitag allmählich in die Gänge. Ein paar sollen in ein Ausbildungszentrum geschickt werden, ein paar zur Bridgeschool im Chiguru und einer soll zu seiner Familie zurück vermittelt werden. Wie viel von den Burschen heute, wenn ich wieder zurück nach Vimukti fahre, noch da sind, wird sich zeigen. Meist strecken sich solche Weitervermittlungen immer über ein paar Wochen -> man muss dem indischen Stereotypen der unendlichen Langatmigkeit schließlich gerecht werden.
Minuspunkt für die Woche war jedenfalls wieder die Hitze. Kennzeichnend waren diesmal allerdings auch die Stürme. Heftige Tropenstürme suchten Vimukti insgesamt 3 Mal heim, leider immer nur am Abend oder in der Früh, was bedeutet, dass mit dem Verlauf des Tages jedes Mal die gnadenlose Sonne wieder zum Vorschein kam. Dienstagabend haute dann ein Sturm den Transformator und den Ersatzgenerator zusammen -> mit Strom war es dann für die restliche Woche Sense. Wasser zum Waschen war in Folge mit Mittwochabend dann auch nicht mehr verfügbar. Ich kann euch sagen, es ist keine angenehme Sache, nach dem Sport am Abend in der Dämmerung ins Zimmer zu kommen, und dann festzustellen, dass man ob der zunehmenden Dunkelheit fast gar nichts mehr sehen kann, zusätzlich sich auch nicht duschen kann, und als einzige Möglichkeit nur auf dem Sessel Platz nehmen und in der Dunkelheit vor sich hin schwitzen kann. Schweiß in der Dunkelheit. Das sind dann so die Momente in denen man sich fragt, was man hier eigentlich tut. Einzige Möglichkeit um Wasser zum Waschen zu bekommen war im Endeffekt, auf den nächsten Sturm zu warten und mit dem Kübel am Dach herumzustehen. Aber die Stürme hatten durchaus auch etwas Positives. Nachdem ein ganz besonders starker Sturm Dienstagmorgen über Vimukti hinweg gefegt war, lagen Unmengen an Mangos auf der Wiese herum -> schnell eine Tasche holen und so viel wie möglich einsammeln war da angesagt! Um die 30 perfekt gereifte Mangos habe ich eingesammelt; natürlich habe ich die meisten am Freitag mit nach Vijayawada genommen und mit den anderen Volontären, Fathers und College Boys geteilt. Ebenfalls als Folge des Nicht Vorhandenseins des Stroms, habe ich diese Woche bei meinen Vimukti Burschen am Dach geschlafen -> ohne Ventilator ist es selbst in der Nacht im Zimmer unaushaltbar (egal zu welcher Tageszeit: unter 30 Grad geht der Temperaturmesser, wie zu Anfangs bereits erwähnt, einfach nicht).
Es ist in der Tat ein unbeschreibliches Erlebnis, auf dem Dach und seiner Matratze liegend, das einem über sich in alle Unendlichkeit erstreckende Sternenzelt auf sich wirken zu lassen und gleichzeitig dazu das Zirpen der Grillen und Rascheln der Blätter des einen umgebenden Mangohains zu vernehmen. Der Begriff Größe wird neu definiert wenn der Blick rauf zu den über Lichtjahre entfernten Sternen wandert. Zweifelsohne verspürte ich in diesen Momenten eine gewisse spirituelle Gegenwärtigkeit. Es ist alles so wertvoll und einzigartig. Alles was mein Herz und meine Wahrnehmung in solchen verschmelzenden, kurzen Zeitfenstern umfasst. Die Natur, die Kinder, der Moment, die Atmosphäre. Und ich verstehe: Das ist Gottes Art, sich einem Menschen zu zeigen. Nicht so wie wir es uns immer wünschen/vorstellen: nämlich dass da eine Gestalt in weißem Gewand und langem Bart vom Himmel zu uns hinunter gleitet und mit erhabener Stimme zu uns spricht; nein… sondern das. Das ist Gott. In seiner vollendeten, unfassbaren Größe.

Ich schweife mal wieder ab. So wie immer. Das ist wohl einfach mein Stil. Naja, nach kurzem Überlegen stelle ich aber gerade sowieso fest, dass eigentlich bereits alles gesagt ist. Zumindest was mir meine Gedanken beim Schreiben so kreuzte. Jetzt kreuzt da nichts mehr.

Ich wünsch euch noch einen schönen Sonntag!


Samstag, 5. Mai 2012

Bilder, Ereignisse, Kämpfe, Erkenntnisse


Heute ist Sonntag, der 6. Mai. Zunächst einmal hier die Bilder von dem Foodvan und dem Wasserfilter + Wasserkühler in Vimukti, welche Dank eurer Spenden finanziert werden konnten (tut mir leid dass ich nicht, wie angekündigt, sie schon letzte Woche hochgestellt habe, doch habe ich für diesen Umstand eine ganz gute Erklärung/Geschichte):

Der neue Foodvan


Wasserfilter + Wasserkühler




Nun kommen wir gleich, ohne groß herumzureden, zu dem Grund/ zu der Geschichte, warum ich letzten Sonntag nicht schon die Bilder hochgestellt habe. Die vorletzte Woche gehört sicher zu den… nun… sagen wir zu den am wenigsten erlebenswerten Wochen die ich bisher in Indien hatte. Nur 2 Tage, nämlich Montag und Dienstag, verbrachte ich in Vimukti; an diesen beiden Tagen messten wir Tageshöchstwerte von bis zu 43 Grad. Man könnte meinen, dass Temperaturen von bis zu 43 Grad der heißesten Zeit eines Landes zugeordnet werden können, doch war es zu der Zeit noch April -> die heißeste Zeit in Indien, nämlich der Mai, hat überhaupt erst jetzt begonnen *ächz*. Nun wären 43 Grad dennoch etwas, das man aushalten könnte, hätten da nicht 2 Faktoren eine entscheidende Rolle eingenommen; nämlich gab es zum einen die gesamte vorletzte Woche keinen Strom tagsüber, was bedeutet -> kein überlebenswichtiger Ventilator. Zum anderen würde ich es auch als entscheidenden Faktor bezeichnen, dass ich, wie ich schon mal in einem meiner Blogeinträge erwähnt habe, nicht sehr gut Hitze vertrage. Einzig tröstend war für mich, dass mit dieser vorletzten Woche die Mango Season endlich auch in Vimukti startete. Man hatte mir schon die letzten Monate öfters davon erzählt, dass die Region um Vimukti in ganz Indien bekannt sei für ihre Mangos; dementsprechend war ich schon gespannt, mich auch endlich vom Geschmack einer vollausgereiften Mango zu überzeugen. Und ich kann euch sagen, als ich dann eine probierte war das ein Geschmack wie aus 100 Himmeln. Eine Frucht in ihrer vollendeten Perfektion. Anders kann man das nicht beschreiben. Eine so gute Frucht habe ich bis dato jedenfalls sicher noch nie in meinem Leben gegessen. Wenn es etwas gibt, auf das ihr zu Hause auf mich eifersüchtig sein dürft, dann ist es das.
Nun war es, aller Euphorie über die herrlichen Mangos zum Trotz, ernüchternd zu hören, dass -so wie mir später eine Dermatologin erklärte- der Verzerr von Mangos im Zusammenspiel mit der unaushaltbaren Hitze zu Hitzeausschlägen führen können. Wie man bereits aus dem vorherstehenden Satz schließen kann, befiel mich so ein Hitzeausschlag (da das Gespräch mit der Dermatologin nicht nur durch den Drang nach Wissenserweiterung motiviert war). Dieser Hitzeausschlag war auch der Grund, warum ich am Dienstag wieder zurück nach Vijayawada fuhr. Offene Stellen zierten speziell meine rechte Gesichtshälfte; gejuckt hat es wie verrückt. Mittwoch- und Donnerstagnachts juckte es so sehr, dass ich teilweise nicht mal schlafen konnte. Hin fassen durfte ich natürlich nicht, doch gelang es mir nicht immer mich zusammen zu reißen. Irgendwann war es mir nicht einmal mehr möglich meinen Mund weiter  zu öffnen, da speziell auch meine Wange in Mitleidenschaft gezogen wurde -> essen konnte ich nur Kleingeschnittenes, und Lachen war sowieso das Unangenehmste. In Indien nennt man das, was ich da hatte, ‚Heatballs‘ - erklärte mir die Dermatologin, welche mir das Leben rettete mir der Salbe und den Tabletten, die sie mir verschrieb. Nach ein paar Tagen gingen die Heatballs nämlich tatsächlich zum Glück allmählich wieder zurück. Im Zusammenspiel mit einem zusätzlich noch verdorbenen Magen und einer Fiebererkrankung (wohl aus einem, durch die Hitze, geschwächten Immunsystem heraus entstanden) qualifizierte sich die vorletzte Woche jedenfalls für eine Nominierung für meine schlimmste Woche in Indien.

Soweit zu meiner vorletzten Woche. Hat sich jetzt alles ein bisschen dramatisch angehört, aber schließlich hab ich es überlebt und mittlerweile geht’s mir wieder gut.

Nun zu Vimukti. Ich bin zugegeben schon sehr gespannt auf die nächsten paar Wochen, einfach weil der Mai Summer Camp Zeit ist! Summer Camps sind quasi mit Lerncamps zu vergleichen, die bei uns zum Beispiel von Nachhilfeorganisationen organisiert werden -> in diesen lernen die Kinder was, haben aber auch ihr Freizeitprogramm; auch Navajeevan bietet diese öffentlich an. Ein Kind, welches Nachhilfe benötigt oder interessiert an den verschiedenen, angebotenen Workshops ist, wird von den Eltern einfach angemeldet -> die meisten Summer Camp Kids kommen aus ganz gewöhnlichen Familien. Und eines dieser Summer Camps findet auch in Vimukti statt. Insgesamt sind es etwa 30 Summer Camp Kinder, die wir derzeit in Vimukti haben. Und ich muss sagen, dass ich die Zeit bisher total genieße. Es ist einfach eine sehr nette Abwechslung -> zwar haben die Summer Camp Kids ein anderes Programm als meine Vimukti Burschen,  jedoch überschneidet sich die Zeit in der alle Freizeit haben, und in dieser Zeit habe ich letzte Woche schon des Öfteren mit den Summer Camp Kids gespielt, gequatscht und festgestellt, dass sie sehr interessiert und aufgeschlossen für neue Sachen sind. Natürlich vernachlässige ich jetzt meine Burschen nicht, aber nachdem meine Gruppe einfach auf nichts außer Cricket wirklich Lust hat, überlege ich jetzt eben für die Summer Camp Kids so Aktivitäten wie die Football Class, welche ich ja schon so lange gerne mal über eine längere Dauer und strukturiert durchziehen würde, zu veranstalten. Aber selbst wenn diese auch mit den Kids nicht klappen sollte, bin ich froh, dass jetzt wieder ein frischer Wind in Vimukti weht -> welcher unter anderem auch deshalb weht, weil einige neue Staff Member, welche einfach wirklich was von ihrem Job zu verstehen scheinen und mit welchen man sich auch schlichtweg gut unterhalten kann, beim Summer Camp mit dabei sind (unter anderem ist auch Anand Kumar dabei, der ehemalige Volontärsverantwortliche, mit dem ich mich sehr gut verstehe und der jetzt auch bei mir im Zimmer schläft).

Das Summer Camp ist ein bisschen eine Motivationsspritze für mich, Sonntagabends wieder ins Vimukti zu fahren. Wie schon vorhergehenden Blogeinträgen zu entnehmen war, läuft es sonst einfach gerade nicht so rosig mit meinen Vimukti Burschen. Letzte Woche ist wieder einer weggelaufen, ein neuer dazugekommen. Wahrscheinlich liegt es aber nicht nur an der Fehlplanung in Vimukti, dass ich frustriert war/ nach wie vor ein bisschen bin. Manchmal entwickeln sich Dinge einfach anders als wie man sich es vorgestellt hat. Mein Volontariat in Vimukti hat sich auch nicht so entwickelt wie ich es mir vorgestellt habe. Aber irgendwie gilt es hierbei wohl einfach den Blick auf das Positive zu wahren; was gelungen ist, was sich entwickelt hat. Aber es liegt eben in der Natur des Menschen, sich von Dingen, die weniger gut verlaufen sind, viel mehr beeinflussen zu lassen, als von dem, was gelungen ist/ was gut gelaufen ist. So ist es auch bei mir. Ich schaffe es zwar, das Problem das ich habe, hier in Worte zu fassen, schaffe es aber trotzdem nicht, es auch im Herzen zu realisieren. Der Blick bleibt versteift auf das was nicht gut gelaufen ist, was schon seit Jänner falsch läuft -> das Field Work Programm (was genau das Field Work Programm ist, kann man in meinem vorhergehenden Blogeintrag nachlesen). Aber nicht nur der Gedanke an das Field Work Programm erschwert mein Herz, nein, in Wirklichkeit ist es nicht nur das. Es sind so viele Prozesse die derzeit in mir in Gang sind; so vieles, das sich gerade entwickelt. Ich weiß, dass ich nach dem Jahr als ein bisschen wer anderer nach Hause kommen werde. Zu viel Dinge die ich gesehen habe, mein Herz für sich gewonnen haben. Doch neben all den voranschreitenden Prozessen, ist es Unzufriedenheit, die sich in meinem Herzen ausbreitet, da trotz aller Entwicklung, nach wie vor Dinge in meiner Gedankenwelt an Größe und Einfluss gewinnen, von denen ich gehofft hatte, sie nach 8 Monaten Einsatz in meiner Entwicklung bereits zurück gelegt zu haben. Immer wieder dieser selbst auferlegte Druck: „Ich bin nicht der, der ich sein sollte; ich bin nicht der, der ich sein sollte,…“ Was mich noch mehr frustriert, als Vimukti, ist die Angst, den Anforderungen an mich selbst einfach nicht gerecht werden zu können. Ich finde ständig neue Fehler. Irgendetwas das nicht stimmt. Nicht so sein sollte. Und es frustriert mich. Und dann stelle ich wieder fest, wie egoistisch es von mir ist, so viel mit mir selbst beschäftigt zu sein. Schließlich bin ich für die Kinder da und möchte für sie eine Stütze sein. Wenn ich mit den Kindern zusammen bin, kann ich meine Fehler vergessen und erkenne den Schatz, der mich mit meinen Problemen in den Schatten stellt. Ein Kind das lacht. Ein Kind mit einem so viel schwierigeren Hintergrund als ich. Und doch lacht es während ich grüble und mir den Kopf zerbreche. Und es schnürt mir die Kehle zu. Und ich hinterfrage mich erneut. Und ich erkenne Gott. Und wie er mich durch das Kind anlächelt. Und der Moment scheint in die Ewigkeit zu rücken. Und ich lege meinen Kopf in den Nacken und blicke hinauf in den Nachthimmel. Und mein Blick ist in 1000 Träumen verflogen auf die Millionen Sterne gerichtet. Und es ist wie ein Atmen der Seele.

Ein Wechselbad der Gefühle. So lässt sich meine Situation derzeit wohl am besten beschreiben.