Sonntag, 25. September 2011

Die Sache mit der Zeit


Jetzt ist es schon bald ein Monat seit meiner Ankunft hier in Indien. Und einerseits bin ich
auch wirklich überrascht von dem Gedanken, tatsächlich schon fast ein Monat in Indien zu sein. Aber dann gibt es auch wieder so die Tage, an denen man auf den Kalender schaut und einfach nicht glauben kann, dass es tatsächlich noch so und so viele Tage bis zur Abreise zurück nach Österreich sind.
Das mit der Zeit ist eine komische Sache. Deren persönliche Einschätzung hängt nun mal zum Teil, wenn nicht sogar gänzlich, davon ab, wie man seine Zeit erlebt. Und meine Zeit hier erlebe ich ohne Zweifel als die intensivste, bereicherndste aber auch gleichzeitig als die fordernste Zeit meines Lebens. Und das sage ich mit vollem Bewusstsein 3 Monate nach der Matura -in der ich zwar ohne Frage Ängste auszustehen hatte-, die aber trotzdem kein vergleichbares Erlebnis mit meiner Zeit hier ist.
Derzeit erlebe ich hier jedenfalls, wie man schon meiner Einschätzung der Zeit gegenüber bereits abnehmen konnte, ein ständiges Auf und Ab in dem Versuch mich hier einzubringen. Ich glaube, was mir einfach sehr zu schaffen macht, ist das Gefühl dabei ständig hinterher zu hinken. Und einige Jugendliche hier in Vimukti machen es mir, ehrlich gesagt, dazu auch nicht besonders leicht teilweise. Ich will auf diesem Punkt jetzt nicht länger herumreiten, ich stelle nur fest, dass ich nach wie vor so ein bisschen in der Luft schwebe und die Burschen aber scheinbar nicht verstehen, dass für mich das Ganze einfach extrem ungewohnt ist. Teilweise habe ich das Gefühl, sie denken ich sei eine Art Elite Auslands - Sozialhelfer, der bereits mehrere Jahre Erfahrung in Krisengebieten gemacht hat und der für diese Art von Situation speziell geschult und trainiert worden sein muss. Deshalb verstehen sie auch nicht, warum ich noch Zeit brauche für diese ganze Situation. Mir erscheint trotzdem auch wichtig zu erwähnen, dass ich mich jedoch mit Anderen wiederum durchaus immer besser verstehe. Manche, die am Anfang noch ziemlich misstrauisch und eher distanziert waren, gehen jetzt mehr auf mich zu und das macht es mir natürlich schon auch leichter.

Das aktuelle Camp in Vimukti neigt sich jedenfalls langsam seinem Ende zu, nächste Woche endet das Camp. Normaler Weise dauert ein Camp etwa 3 Monate, doch die Jugendlichen sind schon fast 4 Monate hier. Obwohl alle Burschen die jetzt gerade noch im Camp sind, beim nächsten Camp auch wieder teilnehmen könnten wenn sie wollen, werden einige nicht mehr kommen, da sie jetzt nun lieber beginnen wollen zu arbeiten und sich soweit auch rehabilitiert haben. Natürlich werden die Jugendlichen auch nach der Zeit in Vimukti von Navajeevan dabei unterstützt, sich in die Arbeitswelt hineinzuintegrieren. Ich bin jedenfalls schon echt gespannt auf das nächste Camp, zu dem wieder völlig neue Gesichter dazu kommen werden. Für das nächste Camp werden Konrad und ich uns mal gescheit vorbereiten, in dieses hier sind wir ja quasi mittendrin hineingeworfen worden. 10 Tage werden zwischen dem Ende des noch aktuellen Camps und dem Anfang des neuen Camp liegen. Diese 10 Tage sind auch dafür gedacht, mit den Burschen, die aus dem Boys Shelter nach Vimukti kommen, schon ersten Kontakt zu knüpfen. Sobald das Camp dann beginnt, wollen wir mit den Burschen gleich zu Beginn ein paar fixe Regeln im Unterricht ausmachen, da das Unterrichten hier sonst einfach sehr mühsam ist, da sich niemand an irgendeine Ordnung hält. Wenn irgendwer was weiß, dann springt er gleich auf und läuft zur Tafel um mir die Kreide zu entreißen und es hinzuschreiben. Leider bleibt es zudem im Normalfall nicht nur bei einem der aufspringt, meistens springen dann gleich eine ganze Handvoll Schüler auf die sich dann um die Kreide streiten. Trotzdem ist der Unterricht für mich eine Zeit, in der ich das Gefühl habe mich am meisten einbringen zu können. Auch wenn die Motivation die Class zu besuchen bei den Burschen in Vimukti mittlerweile exponentiell am sinken ist -was auch irgendwie verständlich ist nachdem die kommende Woche ihre letzte Woche in Vimukti ist-, so glaube ich trotzdem, über den Unterricht zu dem einen oder anderen so halbwegs durchgedrungen zu sein.

Interessantes politisches Detail am Rande: Der Bundesstaat, oder wie die Inder sagen, der Unionsstaat, in dem ich mich befinde -also Andhra Pradesh-, plant sich in 2 Unionsstaaten aufzuspalten. Diese Idee dürfte, sollte sie denn tatsächlich umgesetzt werden, einen gewissen Nachteil für die Betreiber des Kohlekraftwerks in Vijayawada darstellen. Welcher Nachteil das jetzt genau ist, habe ich in 3 Gesprächen (!!) mit Indern bereits versucht zu ergründen, jedoch war ich nach jedem Gespräch genauso schlau wie vorher. Die indische Art Englisch zu reden ist einfach eine einzige Katastrophe; so wie die Inder die Wörter dahernuscheln müsste man schon nach jedem 2. Wort 'Please what!?' sagen um sich halbwegs einen Kontext aus dem Gesagten reimen zu können, und das wäre jedoch wiederum unhöflich. Ich glaube über die indische Art Englisch zu reden könnte ich mal einen eigenen Blogeintrag schreiben. Folge dessen ist jedenfalls, dass die Betreiber des Kohlekraftwerks jetzt jeden Tag zwischen 11 und 13 Uhr das ohnehin schon so marode Stromnetz abschalten, was nun offensichtlich zu noch mehr Wackelkontakten, also zu noch häufigeren Stromausfällen am Tag als ohnehin bereits führt.
Aber irgendwie gewöhnt man sich auch an die ständigen Stromausfälle. Natürlich ist es ärgerlich, wenn man gerade im Internet ist oder froh ist bei der unaushaltbaren Hitze endlich unter einem Ventilator zu stehen und plötzlich alles still gelegt ist. Doch wenn das dann zum ständigen Teil des Alltags wird, ärgert man sich irgendwann nicht mehr darüber sondern akzeptiert seine Situation einfach.

Was ich noch abschließend als erwähnenswert empfinde, ist übrigens die erstaunlich facettenreiche Vielfalt an Bekanntschaften die ich hier schließe. Hervorstechend unter vielen Bekanntschaften, finde ich unter anderem die Bekanntschaft zu dem Letten Andrei, der seit ca 2 Jahren in Indien lebt und sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält. Schlafen tut er dort wo es sich gerade so ergibt. Da er auch schon bei einigen Projekten der Salesianer Don Bosco mitgeholfen hat, kennt er auch einige Salesianer - schläft und isst daher oft einfach in Don Bosco Einrichtungen. Ich finde den Typen faszinierend weil man ihm einfach eine absolute innere Zufriedenheit mit seinem Leben ansieht, obwohl er jetzt keine direkte Ausbildung oder sonst etwas in der Hand hat. Aber er meint einfach er sehe nicht ein, sich dem Turbo Kapitalismus unserer Zeit, als eine Arbeiterdrohne von vielen hinzugeben. Andrei reist durch das Land auf der Suche nach sich selbst, wie er sagt. Von ihm habe ich auch den Tipp für einen Meditationskurs bekommen, der in Hyderabad, von hier etwa 8 Stunden mit dem Zug entfernt, stattfindet. Dieser Kurs ist überkonfessionell, gratis -man kann eine Spende geben wenn man will- und dazu gibt es dort umsonst Essen - natürlich nur ganz einfache Kost. Der Kurs dauert 10 Tage lang und besteht aus Praktizierungen verschiedener Atemübungen und Übungen die dazu dienen sich und seinen Körper in Einklang zu bringen, sich tiefer zu ergründen und kennen zu lernen. Ich habe solche Meditationsübungen eigentlich schon immer sehr interessant gefunden und habe mich spontan dazu entschlossen, das auch auszuprobieren. Ein Grund für meine Entscheidung war auch, dass ich aus meiner Zeit hier einfach das Maximum rausholen will, und dazu gehört auch solche einzigartige, vielleicht etwas unkonventionelle Erfahrungen zu machen. In eine fremde Stadt zu reisen und 10 Tage lang wie ein Asket zu leben... das wird sicher sehr interessant und ich freue mich schon echt darauf.

Aufregende Geschichten habe ich von dieser Woche leider nicht wirklich zu bieten, aber ich bin schon gespannt was diese Woche so alles passieren wird. Somit verabschiede ich mich mal fürs erste, auch wenn ich heute wie auch morgen via Skype oder Facebook oder Mail noch zu erreichen sein werde! (Fahre erst am Dienstag wieder ins Projekt, da morgen eine Volontärin Geburtstag hat, sie ein Special für ihre Kinder geplant hat und wir ihr dabei helfen müssen)

Liebe Grüße aus Indien

Sonntag, 18. September 2011

Das erste Mal Unterrichten!

Jede Woche dasselbe Dilemma. Ich sitze vor dem Computer und überlege womit ich denn nur anfangen soll. So eine leichte Entscheidung ist das auch wahrlich nicht, bei so vielen Erlebnissen. Aber ich sammle mich und fange einfach bei letztem Montag an. Meine erste Woche in meinem Projekt. Vimukti.

Die beste Voraussetzung für die Woche war nun wirklich nicht geschaffen - Konrad, der Volontär aus Deutschland mit dem ich zusammen in dem Projekt bin, war krank. Das hieß für mich im Klartext, am Montag in der Früh alleine ins entlegene Vimukti zu fahren und auch die ersten Unterrichtseinheiten ganz alleine zu gestalten, bis Konrad halt wieder auf den Beinen ist.
Besonders nervös hat mich dieser Gedanke vorallem deshalb gemacht, weil es in Vimukti nicht, wie anfänglich von mir fälschlicher Weise gedacht, nur 12 - 15 Jährige gibt, sondern Jugendliche in den verschiedensten Altersgruppen. So wie es 12 Jährige gibt, so gibt es genauso auch 20 bzw 21 Jährige. Und irgendwie ist es schon eine merkwürdige Sache, wenn ein 19 Jähriger 20 bzw 21 Jährige unterrichtet. Um 11 Uhr, also ca. 2 - 3 Stunden später kam ich jedenfalls endlich an. Bei der Hinfahrt als, dezent ausgedrückt, 'etwas mühsam' erwies sich einerseits die herunterknallende Sonne, als auch die Tatsache, dass ich, nach einer 1 1/2 stundenlangen Busfahrt, in einem Dorf in der Nähe von Vimukti, etwa 20 Minuten vollgepackt darauf wartete dass mich jemand von der Projektleitung im Niemandsland abholen würde, was natürlich ausblieb und mir nur die einzige Möglichkeit ließ, selbst Initiative zu ergreifen. Eine Rikscha die mich ins ziemlich entlegene Vimukti brachte, war zum Glück schnell gefunden, nicht so schnell jedoch Einigung bezüglich des Tarifs für die Fahrt erzielt. Inder verlangen nämlich, und das bei Dienstleistungen
ganz prinzipiell, von uns 'Westlern' immer das drei- oder vierfache des normalen Preises, weil wir ja schließlich alle und zwar ausnahmslos im Geld schwimmen! Nach 5 Minuten Feilschen war schlußendlich doch Einigung erzielt und ich gelangte, etwa eine halbe Stunde später, im hintersten Teil der Rikscha mit meinem ganzen Gepäck quer liegend -da die Rikscha sonst rammelvoll war- endlich in Vimukti an.

Als ich schließlich in Vimukti ankam, erfuhr ich, dass ich meine erste Unterrichtsstunde erst am Dienstag haben sollte, da die Class normalerweise um 10 Uhr ist und sich das mit der Hinreise am Montag immer überschneidet. Ein Stein fiel mir vom Herzen. Gleichzeitig dachte ich mir aber auch, dass ich meine erste Unterrichtsstunde eigentlich schon sehr gerne bereits hinter mich gebracht hätte. Somit sollte die größte Anspannung also bis Dienstag um 10 Uhr erhalten bleiben. Der restliche Montag diente mal zur Absprache von Organisatorischem mit der etwas chaotischen Projektleitung. Unter anderem erhielt ich auch mein Zimmer. Eigentlich gefällt es mir sehr gut, man sollte nur nach Möglichkeit keine Phobie vor Insekten haben. Bei erstmaliger Betrachtung meines Zimmers wirkte es so als würde es sich an allen Ecken und Enden bewegen: kleine, große, dicke, dünne Spinnen, Käfer, Heuschrecken usw. Von den 3 Ameisenstraßen mal ganz abgesehen. Einfach alles was das Herz so begehrt. Einzig erfreuliche Zimmerkollegen sind 2 Eidechsen und ein Gecko, die nämlich die ganzen Fliegen fressen. Achja, und eine Maus hat sich bei mir in meiner Schublade eingenistet. Ich lasse sie einstweilen da wohnen, noch brauche ich die Schublade ja nicht; außerdem ist mir eine Maus ungefähr 1000 Mal lieber als eine Ratte, von denen es hier leider auch genug gibt. Jedenfalls bin ich nicht besonders verwundert über das vielen Leben hier. Gelangt man hinauf zum Dach des Gebäudes, so kann man seinen Blick über eine weite, grüne, von Wäldern besäumte Fläche schweifen lassen. Das Anwesen hier ist wahrlich ein einziger Blickfang. Speziell in der Abendröte, wenn die Sonne allmählich hinter den gar nicht mal so weit entfernt scheinenden Bergen versinkt und die gesamte Landschaft in ein mattes, beruhigendes Rot taucht, nur noch das Zirpen der Grillen und das gleichmäßige, ruhige Summen der Libellen zu vernehmen ist beziehungsweise der warme, fremde Duft bisher gänzlich unbekannter Pflanzen und Kräuter in die Nase steigt. Das sind so die Situationen, in denen sich ein einziger Moment eine eigene Form von Zeit aneignet und in denen ein gedankenverlorener Blick in die unendliche Ästhetik der Natur auszureichen scheint um von der Spiritualität des umgebenden Lebens das Herz geöffnet zu bekommen. Aber setzt man hier der Situation Worte gegenüber so erscheinen sie so trivial; wer kann schon Gefühlen Formen verleihen. Sowas kann man nicht beschreiben, man kann es nur selbst erleben.

Als ich am Dienstag in der Früh aus dem Bett steige bin ich völlig fertig. Da ich technisch nicht in der Lage war das Mückennetz am Vorabend richtig anzubringen bin ich völlig zerstochen. Außerdem war es unaushaltbar heiß in der Nacht, der Ventilator hat nicht richtig funktioniert und für die Matratze, an der man auch wenn man nicht schwitzt mit der Haut immer kleben bleibt, hatte ich für diese Nacht natürlich noch kein Leintuch bekommen, was durch einen kontinuierlichen Schweißstrom die ganze Nacht über dazu geführt hat, dass ich mir am Ende wie eine Fliege in einem Spinnennetz vorgekommen bin. Nach einem etwas trägen, gähnenden Morgen ist es schließlich endlich 10 Uhr. Ich warte im Klassenzimmer auf dem Lehrertisch sitzend, mit einer gewissen Anspannung im Blick und mit den Armen steif am Tisch aufstützend aber mit einer gespielten Coolness die Beine vom Tisch baumelnd. Schließlich trubeln allmählich die Burschen ein. Etwa um 10 nach 10 kann ich endlich anfangen. 25 Augenpaare starren mich an. Manche neugierig, manche ein wenig skeptisch. Ich lasse mir nicht anmerken dass ich zum ersten Mal in meinem Leben unterrichte, und das indische Jugendliche. Vom Leben gezeichnete, auf der Straße aufgewachsene, von ihren Familien verstoßene
oder davon gelaufene Jugendliche. Vielleicht gibt es auch überhaupt keine Familie. Drogen als Flucht vor der Realität. Manche können nicht ein einziges Wort Englisch, ich dazu kein einziges Wort Telugu. Da tritt man auf der Stelle, das habe ich schon in der ersten Stunde gemerkt. Trotzdem war meine erste Stunde denke ich ein Erfolg. Den Burschen haben die Spiele sehr Spaß gemacht die ich vorbereitet habe. Auch ein bisschen Stoff habe ich durchgenommen, bei dem ich gleich mal gemerkt habe wer halbwegs Englisch sprechen kann und wer nicht. Hierbei finde ich es übrigens sehr entgegenkommend dass ich im Normalfall mit Konrad unterrichten kann; einer kümmert sich einfach um die Schwächeren und der andere um die Stärkeren. Nach meiner ersten Stunde habe ich jedenfalls mal befreiend ausgeatmet. Die Stunde am Mittwoch hat ebenfalls gut geklappt. Auch wenn ich bisher mehr Spiele als Stoff durchgenommen habe. Aber ich finde am Anfang kann man das schon so machen. Am Mittwoch um die Mittagszeit ist dann Konrad aufgetaucht, zwar noch nicht ganz gesund aber er hatte sich doch wieder recht gut erholt hatte ich den Eindruck. Jetzt rückbetrachtend bin ich eigentlich ganz froh darüber, dass ich das Unterrichten zunächst mal alleine gemacht habe. Ich denke, es war eine gute und wichtige Erfahrung, zu Beginn mal ins eiskalte Wasser gestoßen zu werden.

Naja so viel jedenfalls mal zum Unterrichten. Obwohl die erste Woche unterrichtstechnisch gesehen wohl tatsächlich eher ein Erfolg war, so muss ich dennoch eingestehen, nach wie vor mit gewissen Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen. Zwar denke ich, dass ich mit ein paar Burschen schon recht gut auskomme, aber ich merke einfach, ich bin noch nicht so recht angekommen. Nicht nur bei den Jugendlichen. Auch noch nicht wirklich bewusst in der Situation in der ich mich hier befinde. Es ist eine Art Orientierungs- bzw Realisierungsprozess den ich gerade durchmache. Dieser äußerst sich unter anderem auch dadurch, dass ich mich bisher eher passiv verhalte. Zwar habe ich das eine oder andere Mal mit den Burschen schon Cricket oder Schach gespielt, dennoch aber war ich bisher eher häufiger in meinem Zimmer um zu lesen oder auf dem Dach um zu beobachten bzw. die Natur zu genießen. Auch ein paar von den Jugendlichen hier verhalten sich mir gegenüber noch eher zurückhaltend und unentschlossen. Das ist auch okay so, es braucht halt alles einfach ein bisschen Zeit. Andere wiederum haben mich gleich vom ersten Tag an akzeptiert, und die helfen mir auch echt mich in Vimukti wohlzufühlen. Trotzdem hätte ich es wohl in einem Kinderprojekt am Anfang mit aller Wahrscheinlichkeit einfacher gehabt. Aber ich hatte mich trotzdem für Vimukti entschieden. Es war eine Bauchentscheidung. Das Leben ist oft von solchen Bauchentscheidungen bestimmt, zumindest bei mir. Oft kann ich sie nicht wirklich erklären. Aber irgendwie fühlt es sich immer richtig an wenn ich eine solche Entscheidung getroffen habe. Auch wenn andere, logisch durchdachtere Entscheidungen, gewiss mehr dazu führen würden, dass ich mich weniger überfordert fühle. Aber in solchen Momenten muss ich auch immer daran denken, was mir ein sehr guter Bekannter in das Büchlein, das mir meine Nichte als Erinnerung an zu Hause geschenkt hat, hineingeschrieben hat: 'Lernen findet nicht dort statt wo es angenehm ist und alles bekannt ist, sondern dort wo es anstrengend, ungewiss und fordernd ist. Wenn du also leidest, wehr dich nicht dagegen, sondern akzeptiere es dankbar als Preis für das persönliche Wachstum.' Ich musste schon viel über diese 2 Sätze nachdenken, und sie helfen mir meine Situation zuversichtlicher zu betrachten. Es hat schon so seinen Grund dass ich durch genau diese Zeit gehen muss. Dazu ist es auch einfach wichtig sich immer wieder vor Augen zu führen, dass man sich wirklich gerade mitten im Plan Gottes befindet. Er wollte mich in Indien, in Vimukti haben. Obwohl ich ja ursprünglich nach Ghana wollte, also wo völlig anders.

Heute ist Sonntag. Morgen fängt der Kampf wieder an. Aber ich freue mich darauf. Das Essen im Navajeevan Zentrum wird nochmal ordentlich genossen bevor es dann wieder zum Essen im Projekt geht, welches, nun ja, sagen wir nicht ganz mithalten kann mit dem Essen hier. Interessant ist aber, dass meine Magenbeschwerden im Prokjekt auf einmal wie verschwunden waren letzte Woche. Aber als ich jetzt für das Wochenende wieder zurück war in Vijayawada, sind sie wieder aufgetaucht. Ein Mysterium. Irgendwas hier dürfte ich nicht so ganz vertragen. Ich bin noch auf der Suche nach der Quelle. Übrigens wohne ich nicht mehr in der alten Volontärs WG. Ich bin in die Flat darüber gezogen, weil 3 neue Volontäre, 2 aus
Deutschland und eine aus Österreich neu dazu gekommen sind. Da für die nicht mehr genügend Platz im unteren Flat waren, bin ich mit ihnen einfach rauf ins andere Flat gezogen. Ich habe mich dazu bereit erklärt, weil ich nicht länger in einem Durchgangs Zimmer schlafen wollte. War jetzt auch keine Riesen Umstellung, da es im oberen Flat auch genauso ausschaut wie im unteren. Achja, noch abschließend bleibt mir zu erwähnen, dass Konrad und ich einen Fußball für Vimukti gekauft haben, da der Ball im Projekt leider kaputt ist. Hoffe wir kommen die Woche das eine oder andere Mal zum kicken, in Cricket wurden wir jetzt schon oft genug von den Indern vorgeführt, jetzt wirds mal Zeit den Spieß umzudrehen.

Naja, mal wieder könnte ich noch etliches weiterschreiben, aber weil ich mal davon ausgehe, dass der Großteil der Leute den Text hier ohnehin einfach überfliegt weil er einfach zu lange ist, mache ich jetzt mal Schluß.
Ich melde mich nächstes Wochenende wieder.

Indische Grüße

Mittwoch, 7. September 2011

Ein paar Eindrücke visualisiert






Kinderdorf Chiguru



Krishna River



Im Boysshelter



Die Volontärs WG








Wieder zurück in Chiguru







Ganesh Festival

Ganesh wird zum Fluß gebracht um ihn dort zu versenken (ist Teil der Zeremonie)




Das ist Vimukti, mein Projekt!




In Konrads Zimmer in Vimukti


Neben meinem Übergangsbett in der Volo WG

Erste Schritte


Eine Woche ist um seit meiner Ankunft in Vijayawada. Es hat ein wenig länger gedauert als erwartet aber ich habe jetzt nun endlich alle Projekte gesehen. Außer den, im letzten Blogeintrag, bereits genannten Projekten, haben wir noch 2 Bridgeschools besucht, die quasi mit unserer Vorschule zu vergleichen sind. Ein Boys Shelter und Vimukti, das Addiction Center für ehemalige Drogen- und Alkoholabhängige Teenager.

Heute musste ich eine Entscheidung treffen in welchem Projekt ich arbeiten will, zumindest die nächsten 3 - 4 Monate. Ich habe ein wenig hin und hertendiert zwischen Chiguru -dem Kinderdorf- und Vimukti -dem Addiction Center-. Schließlich habe ich mich dann doch fix entschlossen in Vimukti zu arbeiten. Warum? Also, einerseits war ein Grund, dass es dort schlichtweg wunderschön ist - Fotos werde ich wahrscheinlich eh heute noch auf den Blog stellen. Zwar dauert die Anreise 1 - 2 Stunden, aber das ist 2 Mal in der Woche schon okay (Hinreise am Montag und Abreise am Freitag).Vimukti liegt echt ziemlich entlegen, aber um so
schöner ist die Natur dort. Es gibt eine große Wiese für Cricket, Volleyball und sogar 2 Tore für Fußball. Generell ist das ganze Areal sehr groß; überall wo man hin schaut Natur... es gibt viiiiele Mangobäume (ich freu mich schon auf die Mangoseason), Kokospalmen und Goha Früchte (weiß jetzt nicht genau ob man die so schreibt) die auch sehr gut sind. Die Teenager (etwa 25 - 30 in der Zahl, also viel zu wenig für das riesige Anwesen) sind alle sehr nett und cool drauf. Ebenfalls ein entscheidender Punkt war, dass ich das Englisch Unterrichten zusammen mit einem anderen Volontär aus Deutschland, Konrad sein Name, machen kann, da es in Vimukti nur ein Klassenzimmer gibt.

Soviel also zu meinem Projekt. Wie es so läuft werde ich wohl erst in ca. 1 1/2 Wochen, also übernächstes Wochenende, berichten können, da es in Vimukti kein Internet gibt und ich ab nächste Woche nur noch am Wochenende in der Volontärs Zentrale von Navajeevan sein werde, sonst immer in Vimukti. Achja was für mich übrigens auch schon ziemlich fix ist, ist dass ich nach Vimukti in Chiguru (dem Kinderdorf) sein werde. Dort war ich nun schon 2 Mal und da hat es mir ebenfalls sehr gut gefallen (was den nachfolgenden Fotos auch zu entnehmen sein wird :P).

Ist also eine sehr spannende Woche gewesen, habe viele Kinder und Jugendliche kennengelernt und eigentlich auch fast nur positive Erfahrungen in den verschiedenen Projekten gemacht. Speziell auch im Boys Shelter, von dem ebenso über diesem Beitrag Fotos zu sehen sein sollten. Interessant war auch das Ganesh Festival, welches am 1. September angefangen hat und glaube ich noch ein paar Tage weitergeht. Überall in der Stadt sind Bilder von Ganesh zu betrachten, es wird viel gesungen und getrommelt, vorgestern wurden Ganesh Statuen reihenweise im Krishna River versenkt und an einem Tag haben sich die Leute mit Farbe gegenseitig am ganzen Körper angeschmiert. Die Leute hier haben einfach eine ganz andere Mentalität und dementsprechend leben sie auch die Festtage ganz anders aus als wir, viel intensiver und leidenschaftlicher. Ein großer Unterschied zu unserer Kultur ist denke ich generell einfach die Gottesbezogenheit ALLER Leute. Ganz gleich ob jetzt Ganesh oder Jesus. Hier glaubt jeder an irgendwas, sowas wie Atheisten gibt es hier nicht. Wahrscheinlich hängt das aber auch mit dem für uns Europäer nicht begreifbaren Elend zusammen. Die Leute haben eben oft sonst nichts anderes als ihren Glauben. Und auf den stützen sie sich zu 100%. Und gleichzeitig gibt ihnen aber genau das, wie schon in meinem vorigen Blogeintrag erwähnt, eine gewisse innere Zufriedenheit und Akzeptanz mit der Situation in der sie sich befinden. Die Leute glauben es hat schon so seinen Grund dass sie durch diese Zeit bzw. dieses Leben gehen müssen, manche nennen das Karma.

Ich muss zugeben, die Art der Leute hier mit ihrer Situation umzugehen beschäftigt mich bis jetzt am meisten, ich finde es einfach hochinteressant. Aber es gibt natürlich auch über vieles anderes zu erzählen. Es ist zwar jetzt etwas ganz anderes, aber ebenso sehr interessant ist diese völlig neue Situation des auf sich selbst gestellt zu sein. Wäsche mit der Hand zu waschen ist unglaublich mühsam und ich fasse es nicht, dass ich das jetzt ein ganzes Jahr lang machen muss. Aber ich denke ich werde mich schon irgendwann, irgendwie daran gewöhnen. Ebenfalls ein wenig gewöhnungsbedürftig ist der kommunikative Umgang mit den Indern. Egal ob es sich jetzt um Abmachungen oder einen kleinen Plausch handelt. Zum Beispiel nuscheln sie teilweise fürchterlich. Und wegen Abmachungen: Inder setzen eine gewisse Eigenständigkeit einfach prinzipiell voraus; wenn es zum Beispiel heißt: 'Du bist bis Abend bei dem Projekt!' heißt das nicht, dass sie dich von dort am Abend dann wieder abholen, selbst wenn du mit dem Auto hingebracht wurdest bzw. das erste Mal dort bist bzw. dich Nüsse in der Stadt auskennst!

Wegen dem Essen gab es jetzt auch schon vereinzelnt Schwierigkeiten, aber nichts schlimmes. Mein Magen will einfach nicht verstehen, dass mein Frühstück nun aus, seiner Ansicht nach, Gerichten besteht die eigentlich zum Verzehr zu Mittag bestimmt sein sollten, vorallem weil sie scharf sind! Dennoch scheint mir hierbei aber auch wichtig zu erwähnen, dass ich es sooo cool finde, mit den Händen zu essen :P. Es macht schlichtweg Spaß wie ein kleines Kind wieder in seinem Essen herumzumatschen und es wird bestimmt eine Zeit lang dauern, bis ich mich in Österreich dem wieder entwöhnen kann, einfach weil ich jetzt schon, nach nur einer Woche, in dieser Art zu essen voll drinnen bin und mir sowas wie Messer und Gabel nur noch sehr entfernt in den Sinn kommt. Achja, und das muss jetzt auch noch kurz erwähnt werden, hier gibt es Ratten so groß wie Katzen! Das mit den Ratten hat mich, als ich es gehört habe, weniger überrascht bei dem Dreck hier. Nur das mit der Katzengröße hat mir ein dezent mulmiges Gefühl den Magen hinunter gejagt. Vor ein paar Wochen ist es den Volontären passiert, dass sie die Tür offen gelassen haben aber nicht das Licht anließen, was natürlich zur Folge hatte, dass eine riesige Ratte in die Wohnung hereinspaziert ist und sich einem Volontär auf die Brust gesetzt hat. Der hielt die Ratte für einen Einbrecher und hat wie am Spieß aufgeschrien, daraufhin hat die gesamte Wohngemeinschaft die Ratte gejagt, bis schließlich der bereits genannte Volontär eine Glasplatte über sie fallen ließ der ihr aber nur den Schwanz abschnitt, woraufhin die Ratte eine Blutspur durch die ganze Wohnung zog... Ja... ich bin schon gespannt wann ich das erste Mal mit so einer coolen Geschichte daherkomme :P.

Nun, soviel mal dazu. Auch wenn ich in diesem Blogeintrag schon erste Schattenseiten meines Einsatzes geschildert habe, auf die ich mich aber schon zu Hause vorbereitet habe und mit denen einfach jeder rechnen muss der so einen Einsatz macht, so scheint es mir trotzdem hier noch wichtig zu erwähnen, dass ich Indien liebe und sehr glücklich bin genau hier in Indien Erfahrungen, gute wie auch schlechte, sammeln zu dürfen. Ich würde es jetzt nicht karma nennen aber es hat schon so seinen Grund, dass ich durch genau diese Zeit hier gehen muss :P. Naja mir würde jedenfalls bestimmt noch jede Menge einfallen, was ich hier noch schreiben könnte, aber irgendwann muss Schluß sein. Ich melde mich übernächstes Wochenende wieder.


Indische Grüße

Samstag, 3. September 2011

Videovortrag

Eine kurze Erklaerung zu dem Video: Da ich auf das Projekt in dem ich jetzt in Indien arbeite, bzw. auf die Organisation mit der ich meinen Einsatz mache, in meinem Blog noch nicht naeher eingegangen bin, dachte ich, ich stelle einfach meinen kleinen Vortrag, in dem ich mein Indien Projekt vorstelle und bei dem ich von Hc gefilmt wurde, online, um diese Punkte auch der verehrten Leserschaft ein wenig naeher zu bringen!

Hc hat das Video bearbeitet und auch fuer mich auf meinen Blog hochgeladen - vielen Dank Hc!!




Donnerstag, 1. September 2011

Ankunft

Es ist Mittwoch, der 31. August, 21:30. Ich sitze gerade in der Navajeevan Volontärs Zentrale in Vijayawada und lasse den heutigen sowie den gestrigen Tag Revue passieren. Womit fange ich bloß an. Also, zunächst mal zum Abschiedstag Montag.

Ich muss zugeben der Abschied hat mich mal echt nicht kalt gelassen. Nach einem sehr emotionalen Abschied von meiner Mutter bzw. meinem Bruder gings mit meinem Vater und meiner Nichte auf Richtung München. In Salzburg kurzer Zwischenstopp - Noemi verabschiedet sich Richtung Wagrain (*heul*) bzw. Oma und Opa sei auch noch Lebe Wohl gesagt (*heul*). Dann um 18.30 kommen wir in unserem Flughafenhotel an, beim Mci wird ein letzter Burger mit Tony gegessen (danke dass du noch gekommen bist!!) bzw. beim Hotelrestaurant ein letztes Bier mit meinem Vater getrunken. Um 22h wird ca schlafen gegangen um um halb 5 wieder aufzustehen. Um 7:20 ging der Flieger Richtung Paris. Um ca. 6 Uhr habe ich dann Martha, die andere Volontärin die mit mir in Vijayawada ist, und ihre Familie am Terminal getroffen. Es hat dann alles gut geklappt, auch wenns echt ein komisches Gefühl war nochmal zurück zu meinem Vater hinter die Sicherheitskontrolle zu blicken und sich dann schließlich doch endgültig umzudrehen.

Der Flug nach Paris bzw. nach Bangalore hat super geklappt! Der Langstreckenflug nach Bangalore war sogar echt genial! Super Essen und 2 Filme geschaut! Um Mitternacht kamen wir dann an.
In Bangalore wurde es irgendwie interessant. Es war schon die Ankunft am Flughafen sehr besonders. Ein eigener Geruch, eine wärmere Temperatur (auch wenns draußen noch eher kühler war weils gerad Nacht war) und überhaupt eine ganz andere, fremde Stimmung; einfach so dass man gleich merkt man ist in einer anderen Kultur. In Bangalore haben wir am Flughafen übernachtet bzw. gefrühstückt, was auch mal eine Erfahrung der anderen Sorte war. Das Frühstück - Indisches Brot mit Joghurt und Pickles (eine scharfe Art Sauce) - war ein eigener Kulturschock für sich; also sehr ungewohnt, aber irre gut. Jedenfalls ging dann endlich um 10:40 der Flug nach Vijayawada (mit dem Zug, wie ich zuerst dachte dass ich nach Vijayawada kommen wuerde, bin ich dann gluecklicherweise doch nicht gefahren, dass waere wohl auch einfach zu lange gewesen, aber meine erste Zugfahrt nach Hyderabad laesst hoffentlich nicht mehr all zu lange auf sich warten). In Vijayawada wurden wir dann von Birgit, der Volontärin die seit Februar dort ist, abgeholt. Birgit hat uns mal ein bisschen in Vijayawada rumgeführt, wir haben Father Koshy, den Leiter von dem ganzen Projekt, kennengelernt und ich muss sagen einen besseren Father hätten wir wohl gar nicht erwischen können. Ein total netter und cooler Mann mit dem man über alles reden kann. Die Leute sind hier generell alle sehr nett, fast aber noch mehr sind sie neugierig. Auf jeder Straßenecke wird man angestarrt. Aber sobald man für irgendwas Hilfe braucht, weil man zB grad irgendeinen Ort sucht, helfen einem gleich ein ganzes Dutzend Leute und zeigen dir sogar den Weg.
Es ist schon eigenartig, man kann nicht beschreiben was für ein Dreck und Mist hier herumliegt und wie generell einfach schmutzig alles ist, aber die Leute scheinen irgendwie zufrieden damit zu sein. Als würde alles schon so passen wie es gerade ist, man ist zufrieden mit der Lebenssituation. Die Nacht auf heute war wohl die erholsamste seit langem. Ich bin schon um 19 Uhr schlafen gegangen und erst um 8 Uhr in der Früh wieder aufgestanden. Den Schlaf hatte ich auch echt nötig. Der heutige Tag war jedenfalls echt der Wahnsinn. Martha und mir wurden 2 Projekte gezeigt (morgen werden uns noch mehrere gezeigt, ich schätze wir werden uns dann am Wochenende endgültig für eines entscheiden). Einerseits das Kinderdorf Chiguru und andererseits ein Mädchenheim. In Chiguru bin ich gleich mal zu einem menschlichen Kletterbaum mutiert und hab meine ganzen Armbänder herschenken dürfen, die Kinder haben sich gerade zu darum gerissen. In dem Mädchenheim hab ich gelernt zu indischer Musik zu tanzen (zumindest so halbwegs, aber ich mach mich ganz gut glaub ich).
Die Kinder sind jedenfalls alle soooo offenherzig, es war echt nicht schwer zu ihnen durchzudringen. Lustig war dass die Kinder 'Konsti' nicht aussprechen konnten und mich deshalb einfach alle 'Chanti' nennen. Später haben wir noch mit Father Koshy eine wohlhabende indische Familie besucht, die ebenfalls alle sehr nett waren, wir wurden durchgehend mit Kaffee, Wasser, einer mir unbekannten Süßigkeit und Reis versorgt, so quasi als Nachmittagssnack. Noch ein kurzes Wort zum Essen: Soviel mir völlig unbekannte Sachen in so kurzer Zeit hintereinander habe ich wohl nie gegessen. Ich weiß nur sie hatten fast alle eins im Nenner: Und zwar waren sie alle echt ziemlich scharf, dafür aber auch wahnsinnig gut! Von eingedrückten Reisbällchen (ich weiß nicht wie ich die Form beschreiben soll) mit einem ganz eigenen Geschmack, bis zu indischem naan Brot, dem Dal (eine Art Linsenbrei) und bis hin zu den bereits genannten Pickles (die hier fast überall gegessen werden) mit kleinen Ananasstückchen drin und und und.. ist echt für jede Geschmackssorte was dabei (man sollte nur trotzdem nach Möglichkeit auf jeden Fall gerne scharf essen :P)

Es ist jedenfalls eine Unendlichkeit an Eindrücken der ich hier widerfahre und die ich unmöglich alle hier ganz ausführlich auflisten kann. Noch ein letzter Eindruck: Das Autofahren bzw das Duschen ist sowas geniales! Wenn du mit einem Taxi in Vijayawada fährst dann hast du erstmal keine Türen und zweitens fährt der Fahrer wie eine gesengte Sau! Der Taxifahrer wechselt zwischen links und rechts der Sperrlinie hin und her als würde es keinen Unterschied machen! Beim Mittagsverkehr kann man auch da schon mal den Überblick verlieren welches Auto eigentlich in welche Richtung fahren sollte. Jeder fährt einfach irgendwo. Gleichzeitig passieren aber auch eigentlich kaum Unfälle. Die Autofahrer schauen einfach auf einander. Und außerdem machts eigentlich echt Mega Spaß da mit zu fahren (auch wenn du das eine oder andere Mal um dein Leben zitterst). Zum Duschen: Nie hätte ich gedacht dass mir die österreichische Dusche NICHT abgehen würde. Aber es ist so. Sich durchgehend mit einem Kübel kalten Wasser selbst zu übergießen ist überraschender Weise unglaublich angenehm!

So das wars auch schon, ich bin sicher ich hab trotz des langen Textes irgendwas vergessen :P aber das wird bestimmt noch nachfolgen!
Achja und Fotos folgen auch noch!

Liebe Grüße aus Indien