Der Laden unseres Lassi Mannes: Links das Ladenfenster, in der Mitte der Baum |
Vor dem Laden -> hier sieht man den Baum aus dem Laden rauswachsen |
Nun zu meiner letzten Woche. Auch diese Woche fuhr ich
wieder verspätet in mein Projekt. Diesmal aufgrund der Abschiedsfeier von
Birgit, die Dienstagabend stattfand. Übrigens besuchte uns von Dienstag auf
Mittwoch Martina, eine ehemalige Volontärin von Jugend eine Welt, die ihren
Volontariatseinsatz in Vishakhapatnam -eine Stadt, die mit dem Zug etwa 8
Stunden von Vijayawada entfernt ist- hatte, und die das letzte halbe Jahr in
Nepal studiert hat. Martina unterstützte uns Indien-Volontäre auch damals bei
der Vorbereitung in Österreich. Mit ihr und der neuen Volontärin aus der
Schweiz, Dominique, fuhr ich Mittwochvormittag jedenfalls dann los in mein
Projekt Vimukti, da beide Interesse daran geäußert hatten, es zu sehen. Konrad
kam nicht mit, da er am selben Tag auf Urlaub fuhr – aus diesem Grund werde ich
übrigens auch nächste Woche noch allein sein. Nach einem sehr netten Tag
kehrten sie am Abend wieder zurück nach Vijayawada.
Ich erfuhr am selben Tag auch, dass einer der Burschen,
Krishna, vor ein paar Tagen weggelaufen ist. Nach einem völlig chaotischen
Jänner, in dem wöchentlich etwa 3-4 Burschen weggelaufen sind, war die
Nachricht jetzt keine Riesen Überraschung; jedoch hatte ich Krishna
mittlerweile eigentlich eher zu den Burschen, die zunehmend Rehabilitationsfortschritte
machen, eingeordnet. Doch so wurde ich eben einmal wieder eines Besseren belehrt.
Am nächsten Tag, Donnerstag, spielte sich am Abend eine
ziemlich ernste und hektische Szene ab. Einer der Burschen, Ivu, dem es
körperlich schon länger nicht so gut ging und der auch hohes Fieber hatte,
begann, plötzlich und wie aus dem Nichts, Blut zu spucken. Er meinte, dass ihm
sein Magen schrecklich wehtun würde. Und speziell in solchen Situationen,
wünscht man sich einfach nicht in Indien zu sein, denn Inder verhalten sich in
kritischen Momenten einfach total unangebracht und ungeschickt. Nun, ich bin
auch kein ausgebildeter Sanitäter, aber mir war zumindest klar, dass man ihn
auf schnellstem Wege ins Krankenhaus bringen sollte. Doch zuvor musste einer
der Mitarbeiter, der Ivu mit dem Motorrad hinbringen sollte, die Burschen noch zusammenschimpfen
weil sie wieder wegen irgendwas Mist gebaut haben. Das hatte in dem Moment
natürlich eine höhere Priorität. Ich wischte ihm in der Zwischenzeit mit einem
nassen Schwamm das Blut, das um seinen Mund herum klebte, ab und befeuchtete
auch ein wenig seine glühende Stirn. Natürlich mussten dann die ganzen Burschen
zu uns herstürmen um Ivu anzustarren; bzw. steckte Mastan, der sich in solchen
Situationen immer als ein ganz besonderer Spezialist entpuppt, dem armen Kerl sogar
noch einen Finger in den Mund. Nach dieser Aktion scheuchte ich mal,
mittlerweile ziemlich verärgert, die Burschen von Ivu weg, und nach ein paar
weiteren Minuten des Wartens fuhren wir endlich mit dem Motorrad ins
„Unfallkrankenhaus“. Das „Unfallkrankenhaus“ war eine kleine Lehmhütte in der
sich etwa 40 Leute um den überforderten Arzt herumtummelten. Nach langem Warten
kamen wir endlich dran, Ivu wurde untersucht und bekam ein paar Medikamente.
Ihm ging es zwar nach dem Krankenhausbesuch nicht sehr viel besser, jedoch keuchte
er wenigstens nicht mehr. Ich war nach dem Besuch jedenfalls ziemlich entnervt
und heilfroh, als wir endlich in Vimukti ankamen. Mittlerweile geht es Ivu zum
Glück schon besser, was er aber genau hatte, konnte mir leider niemand
begreiflich erklären.
Am Freitag musste ich am Morgen zunächst mal wieder
Sanitäter spielen, da sich Prasad am Fuß eine Schnittwunde zugezogen hatte, und
ich der Einzige in Vimukti mit Verbandszeug, Desinfektionsmittel usw. bin. Nach
dem Frühstück fuhren wir mit allen Burschen ins Krankenhaus, wo sie mal
durchgecheckt wurden. Meiner Meinung nach hätten wir das zwar schon viel früher
machen sollen, aber ich bin froh, dass es wenigstens jetzt geschehen ist.
Am selben Tag noch fuhr ich, als ich zurück in Vijayawada
war, einmal wieder zu meinem Handyladen, da ich in diesem Laden seit Ende
Dezember versuche, mein Handy wieder zum Laufen zu bringen. Ende Dezember fand
in Vimukti nämlich eine Steckdosenexplosion statt, bei der mein Handyladegerät
wie auch mein Handy kaputt gingen. Seit diesem Vorkommnis fuhr ich jedes
Wochenende regelmäßig zu diesem Handyladen, da es jedes Wochenende aufs Neue
hieß, dass das Problem -spätestens- das darauffolgende Wochenende behoben sei.
Zunächst stellte man mir den Befund, dass das Handy völlig in Ordnung sei, und
dass es nur am Handyladegerät liege. Also kaufte ich mir ein neues Ladegerät.
Natürlich funktionierte das nach einmaligem Verwenden nicht mehr, also musste
ich mir wieder ein Neues kaufen. Bei dem dieselbe Geschichte. Schließlich wurde
das Handy mal genauer untersucht; und siehe da, es stellte sich heraus, dass
der Akku des Handys kaputt ist. Kurzfristig konnte das Problem, nach langem
Herumgeschraube, behoben werden. Natürlich kostete auch das wieder was. Doch
auch die Reparatur hielt nicht lange, und das darauffolgende Wochenende musste
ich missmutigen Schrittes wieder zum Handyladen latschen. Schließlich schlug
man mir vor, einen neuen Akku zu bestellen. Also ließ ich einen neuen Akku
bestellen. Das war vor 3 Wochen. Von vielen Seiten wurde mir in der Zwischenzeit
nun schon geraten, ich solle mir einfach ein neues Handy zulegen. Doch
einerseits komme ich mit den bisherigen Bezahlungen noch immer billiger weg,
als wenn ich mir ein neues Handy kaufen würde, und außerdem sind indische
Handys, wie ich gehört habe, bedienungstechnisch ein einziges Martyrium. Daher
entschloss ich mich, mich einfach in Geduld zu üben. Und nun, siehe da, seit
meinem letzten Besuch gestern, habe ich wieder ein -mehr oder weniger-,
-provisorisches- funktionierendes Handy! Aber nicht etwa deshalb, weil der
Akku, den ich bestellt hatte, angekommen war. Tatsächlich erzählte mir der
Handyverkäufer gestern, dass der Akku, den ich vor 3 Wochen bestellt habe, erst
irgendwann im März ankommen würde… wenn überhaupt. Aber warum genau habe ich
jetzt trotzdem wieder ein funktionierendes Handy? Nun, das liegt daran, dass
mir einfach ein anderer Akku verkauft wurde. Dieser passt allerdings eigentlich
nicht zum Handy; sprich, würde man das Handy mit einem normalen (!) Ladegerät
aufladen, würde man angezeigt bekommen, dass der Akku nicht kompatibel zum
Handy ist. Außerdem passt dieser Akku noch nicht mal in das Handy rein, da er
zu klein ist. Lange Rede, kurzer Sinn: Dieser besagte Handy Akku, wurde
schließlich mit Papier und Klebeband in dem Handy fixiert, so dass es darin
auch hält; weiters wurde mir ein spezielles Multi Aufladegerät verkauft, bei
dem ich, -wenn ich das Handy aufladen will- den Akku aus dem Handy nehmen, und
ihn dann in das Multi Aufladegerät einsetzen muss. Ich muss zugeben, eigentlich
auch nicht gerade unbedingt begeistert mit dieser Lösungsalternative gewesen zu
sein, jedoch: Ich habe wieder ein Handy, mit dem man telefonieren kann… daher
passt das jetzt schon. Vorläufig. Mal schauen, wie lange das hält.
So, leider muss ich wieder zu einem Ende finden. Ich muss
jetzt in die Altstadt fahren und mir für die Hochzeit morgen eine Kurtha kaufen
(das ist so ein typisch indisches, traditionelles Trachtgewand für Männer),
außerdem noch den Unterricht für die Woche vorbereiten usw.
Ich wünsche euch noch einen schönen, winterlichen Februar,
den ihr noch mit jede Menge Schifahren, Rodeln usw. ausnützen solltet.
Zumindest würde ich das tun.
Alles Liebe aus Vijayawada
Konstantin
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen