Samstag, 28. Januar 2012

Jänner in Vimukti - eine chaotische Zeit


Und wieder haben wir Sonntag, und damit Stichtag um einmal mehr von einer weiteren, eindrucksreichen, aufregenden Woche zu berichten. Doch, noch kurz bevor ich zur letzten Woche mit meinen Chaoten in Vimukti komme: Ich hoffe jeder, der bei dem Benefizkonzert für mein Projekt am Freitag war, hat den Abend genossen und eine schöne Zeit gehabt – vielen Dank an jeden Einzelnen der das Benefizkonzert besucht hat. Ganz besonders großen Dank auch nochmal an die karitative Jugendgruppe SLOSH (Spread Love Or Stay Home), rund um Theresa Driza, die diesen Abend möglich gemacht haben und so supter toll genial einzigartig -wie ich gehört habe- gestaltet haben. Jeder Euro, der an diesem Abend gesammelt wurde, hilft, die Situation all der jungen Menschen, mit denen ich täglich zusammen arbeite und auch in den anderen Teilprojekten von Navajeevan, zu verbessern und gibt Hoffnung! Vielen, vielen Dank!

Nun zu meiner Woche: Als ich Sonntagabend in Vimukti ankam, wurde ich unmittelbar nach meiner Ankunft mit Informationen bezüglich der kommenden Woche geradezu überhäuft, da sich in dieser besondere Ereignisse geradezu überschlagen sollten (die folgenden Informationen wurden mir so, wie ihr sie gleich lesen werdet, letzten Sonntag von den Mitarbeitern 1:1 mitgeteilt; bei der folgenden Auflistung handelt es sich also noch nicht um die tatsächlichen Geschehnisse):
Am Dienstag sollte angeblich der Spender, der das Vimukti Gebäude bezahlt hat, nachdem er extra aus England, Cornwall, angereist sei, zu uns nach Vimukti kommen; außerdem sollten die Burschen aus dem Shelter einen Ausflug zu uns machen.
Am Mittwoch sollte ein Picnic stattfinden -an diesem Tag sollte es sich bei dem Wort Picnic tatsächlich um einen Ausflug handeln, zu welchem gutes Essen mitgenommen wird; normaler Weise bedeutet Picnic einfach gutes Essen und anschließendes Tanzen, mit Austragungsort auf dem Dach des Vimukti Gebäudes-.
Am Donnerstag war in Indien ‚Republic Day‘ (Ausruf der Republik fand in Indien am 26. Jänner 1948 statt) – für diesen Tag sollte mit den Burschen ein Tanz eingeübt werden, da uns die Fathers aus Vijayawada angeblich besuchen kämen. Außerdem sei besonderes Essen geplant.
Montag und Freitag sollten also die einzigen Tage mit gewöhnlichem Ablauf diese Woche sein. Doch von einem „gewöhnlichen“ Ablauf kann, zumindest bei Montag, nun wirklich nicht die Rede sein.
Ganz nebenbei bekam ich Sonntagabend auch zu hören, dass mittlerweile wieder 2 neue Burschen zu uns ins Camp gestoßen sind -nämlich Ramesh und Venkat-, und dass ein Bursche -nämlich Ginnar Sai- am Wochenende abgehaut sei, sich der Straße nicht länger entziehen konnte. Eine, für die aktuelle Situation in Vimukti, sehr beschreibende Information. Überwiegend kommen natürlich mehr Burschen als das welche abhauen - dennoch ist es, wie ich euch schon in den letzten Wochen erzählt habe, derzeit einfach ein ständiges Auf und Ab mit der Anzahl der Burschen in Vimukti.

Nun aber weiter zu meiner Woche in Vimukti, und was sich in dieser tatsächlich zugetragen hat -> kommen wir zunächst dazu, warum ich den, bei meiner Ankunft für Montag angekündigten, „gewöhnlichen“ Ablauf, unter Anführungszeichen gestellt habe (für Freitag wurde zwar ebenfalls ein gewöhnlicher Ablauf angekündigt, jedoch bewahrheitete sich in diesem Fall überraschender Weise die Ankündigung - daher muss hier auch nichts unter Anführungszeichen gestellt werden).
Montag fing damit an, dass die Burschen, unter der Anweisung von den beiden Mitarbeitern Kishore und Raja, bereits früh am Morgen begannen wie verrückt das ganze Gebäude zu säubern, da ja am nächsten Tag der Spender aus England, der das Gebäude in Vimukti bezahlt hat, zu Besuch kommen sollte. Ich fuhr mit Sudharka, dem Camp Leiter, am Vormittag mit dem Motorrad nach Nuzvid (Nuzvid ist die nächstgelegene, größere Ortschaft) – dort angekommen, gaben wir in einem Grafikladen ein riesiges Plakat in Auftrag, das am nächsten Tag im Eingangsbereich des Vimukti Gebäudes aufgehängt werden sollte um daran zu erinnern, dass das Gebäude von eben diesem bereits erwähnten Spender, Canon Peter Goodridge sein Name, bezahlt wurde: ‚Canon Peter Goodridge Memorial Enabling Center‘ war der Aufdruck –> warum das Wort ‚Memorial‘ dabei stand, das mich zwar ein wenig irritierte aber nicht weiter beschäftigte, sollte ich am nächsten Tag erfahren. Danach lud mich übrigens Sudharka das erste Mal zu sich nach Hause ein, wo mir Früchte und jede Menge zu knabbern angeboten wurde. Als Sudharka und ich uns jedenfalls wieder auf dem Weg zurück nach Vimukti befanden, erhielt Sudharka plötzlich einen Anruf, dass 3 Burschen -nämlich Rahul, Ramesh und Akil-, abgehaut seien. Als Folge dieses Anrufs fuhren wir nun doch nicht zurück nach Vimukti, sondern begannen die Gegend um Vimukti nach den Burschen abzusuchen. Nach etwa einer Stunde lasen wir sie schließlich am Straßenrand auf - Sudharka forderte sie auf, vor uns hergehend zurück nach Vimukti zu marschieren. Dies ging nicht lange gut, denn, nach ein paar Minuten, und etwa hundert Metern vor uns hergehend, huschten sie plötzlich in ein privates Bananenstaudenfeld hinein. Ich lief ihnen hinterher. Ein wenig unbehaglich war mir bei dieser Aktion schon zumute, da ich barfuß durch ein von Pflanzen überwuchertes Feld lief, und sich in meinem Kopf unweigerlich das mögliche Szenario eines Bananenspinnen Angriffs abspielte – speziell da die Bananenstauden sehr dicht zu einander standen, und mir bei der Verfolgungsjagd ständig Blätter ins Gesicht peitschten. Schließlich konnte ich sie jedoch einholen,  nur einen -nämlich Ramesh- allerdings festhalten. Ramesh ließ sich daraufhin, völlig außer Atem, zu Boden sinken. Ich, nicht minder außer Atem und ein wenig überfordert mit der Situation, entschloss mich dann einfach kurzer Hand zu ihm zu setzen, und meinen Arm um ihn zu legen. Zu reden hätte nicht viel gebracht, da er kein Wort Englisch sprechen kann. Schließlich vergrub er sein Gesicht in seinen Händen und begann zu schluchzen. Bei Ramesh und Akil war ich eigentlich weniger verwundert, dass sie versucht hatten abzuhauen – bei Neulingen ist die Versuchung, wieder zurück zu ihren gewohnten Umständen auf der Straße zu kehren, immer am größten. Bei Rahul war ich jedoch sehr überrascht, er war nämlich mittlerweile schon 2 Monate in Vimukti, und bisher fast immer einer von der eher braveren und umgänglicheren Sorte gewesen. Ihn und Akil suchten wir jedenfalls nach der Aktion eine weitere Stunde lang. Später sah ich den Besitzer des Bananenstaudenfeldes, sein Grundstück mit einer Schrotflinte durchforsten – er war wohl auch ziemlich erpicht darauf, die Eindringlinge zu fassen. Ich war nur froh, nicht mehr in dem Feld zu sein. Akil wurde schließlich von Sudharka aufgegabelt. Rahul kam am Abend von selbst wieder zurück nach Vimukti. Er meinte, Akil und Ramesh hätten ihn dazu angestiftet. Was für mich nicht wirklich eine Entschuldigung war; auch Sudharka wirkte sichtlich enttäuscht von ihm, und sprach mit ihm noch eine längere Zeit. An der Stelle sei einmal wieder erwähnt, dass alle Burschen freiwillig zustimmen, bei dem Rehabilitationsprogramm Vimukti mitzumachen. Man muss aber verstehen, dass es sich bei diesen jungen Menschen um Abhängige, also Straßen- bzw. Drogenabhängige, handelt. Speziell Neuzugänge verspüren in der Anfangsphase ganz besonders diesen Drang, ihrem gewohnten Alltag -auf der Straße bzw. im Umgang mit Drogen- wieder nachzugehen; darum hauen diese auch gerne mal ab.  Sie wissen jedoch, eine Zeit lang bei diesem Rehabilitationsprogramm mitzumachen, würde ihnen wirklich gut tun. Wir könnten sie natürlich einfach gehen lassen, wenn sie mal wieder versuchen abzuhauen, aber die, die es schaffen nach ihrer Zeit in Vimukti weiter in ein Schul- oder Ausbildungszentrum zu gehen, sind im Nachhinein sehr dankbar, dass man sie für diese Zeit einfach mal ihrem gewohnten Umfeld entzogen hat, damit sie sich neu orientieren und sammeln konnten. Nun wieder weiter zu Montag. An Ereignissen hatte der Montag mit dieser Aktion noch nicht ganz ausgedient – ebenfalls am Vormittag dieses Tages stieß nämlich wieder ein neuer Junge in Vimukti dazu, Ashok sein Name. Weiters wurde Prasand, welcher vorletzte Woche nach Vimukti gekommen war, nach Nuzvid in eine Betreuungsstätte gebracht, da man sich einig war, dass er dort besser aufgehoben sei. So, jetzt hat der Montag an Ereignissen allerdings doch endgültig ausgedient. Weiter zu Dienstag.

Ich mit einem der Shelter Boys
Für Dienstag möchte ich nicht groß um den heißen Brei herum reden; es wurde mir schließlich klar, warum das Wort ‚Memorial‘ auf dem Plakat mitgedruckt war -> kurz vor der vermeintlichen Ankunft des Canon Peter Goodridge erfuhr ich nämlich, dass dieser schon seit ein paar Jahren tot sei. An seiner Stelle würden allerdings seine ehemaligen Mitarbeiter -ebenfalls aus England, Cornwall-, vorbeikommen. Es wäre jetzt kein Drama gewesen, hätte man mich im Glauben gelassen, dass da jetzt wirklich gleich dieser Peter Goodridge vorbeischaut; aber diese kleine Geschichte schien mir einfach mal wieder ein recht passendes Beispiel, um den Hang der Inder, ungenau oder schlicht und ergreifend falsch zu informieren, zu veranschaulichen. Zumindest beim Ausflug der Shelter Boys kam es zu keinen weiteren Überraschungen, und der Tag wurde ganz nett, auch weil 2 Volontäre, Martin und Marie, zu Besuch kamen (Abwechslung dieser Art in der Abgeschiedenheit von Vimukti ist ein seltenes und willkommenes Gut). 

Mit den Burschen beim Picnic auf einer kleinen, idyllischen Tempelinsel
Mittwoch. Mittwoch war eigentlich der einzige Tag, an dem fast alles so zutraf, wie man es mir Sonntagabend auch angekündigt hatte. Bevor wir jedoch zum Picnic losfuhren, kam es noch zu Aufregung. Zunächst hatte sich Venkat, einer von den Burschen, der das Wochenende neu zu uns dazu gestoßen war, in der Nacht davongeschlichen und konnte auch nicht mehr aufgefunden werden - was ich sehr schade fand, da ich ihn sehr gerne hatte. Er war, ganz unüblich für einen Vimukti - Neuzugang, sehr umgänglich und höflich, wenn auch die meiste Zeit still und zurückgezogen. Vielleicht war auch genau das, das Problem. Er wollte rein gar nichts über sich erzählen, was auch vollkommen okay ist, schließlich war er gerade erst seit ein paar Tagen in Vimukti – manche brauchen einfach Zeit, bis sie ein bisschen auf sich eingehen können. Ich denke mit der Zeit hätte sich Venkat hier schon eingelebt; leider aber wollte er einem Neustart in Vimukti keine Chance geben. Weiters für Aufregung sorgte Sharef, als dieser sich nämlich beim Zwiebeln schneiden ziemlich tief in den Finger schnitt und sehr rasch, viel Blut verlor. Vor ein paar Jahren hatte ich in der Schule einen Erste Hilfe Kurs absolviert, von dem mir zwar nicht mehr allzu viel in Erinnerung geblieben ist, von welchem ich mir jedoch noch ins Gedächtnis rufen konnte, dass gegen stark blutende Wunden, Druck ausgeübt werden sollte. Daher ließ ich ihn erst mal die Wunde auswaschen, um sie dann zu desinfizieren und um anschließend einen Druckverband daran zu fixieren. Für die Sanitäter unter euch: Sollte ich etwas in der Situation falsch gemacht haben, stehe ich für Kritik gerne offen, da ich davon ausgehe, dass dies nicht meine letzte Situation dieser Art in Vimukti gewesen ist. Der Verband musste noch drei Mal gewechselt werden, da die Wunde so stark blutete. Leider kam Sharef erst zu mir, nachdem er schon ziemlich viel Blut verloren hatte – ihm wurde also langsam aber sicher schwindlig. Kurz bevor wir zum Picnic losfuhren kippte er dann um. Wir brachten ihn sofort ins Krankenhaus und am selben Tag noch ging es ihm zum Glück wieder gut. Zwei Stunden nach dem eigentlich ausgemachten Zeitpunkt für die Abfahrt zum Picnic, fuhren wir schließlich, mit 2 gemieteten Rikschas, los -> diese zwei Stunden Verspätung sind allerdings nicht Sharef zuzuschreiben; der wurde, als wir uns mit den Rikschas auf dem Weg zum Picnic befanden, mit dem Mitarbeiter Kishore, einfach beim Krankenhaus rausgelassen. Die zwei Stunden Verspätung sind viel mehr mit dem Hang der Inder, den Stereotypen des ewigen Zu-spät-dran-seins zu pflegen, zu erklären. Zunächst besichtigten wir jedenfalls, -spontan und außerplanmäßig, wie es sich in Indien eben gehört- nach einer etwa halb-stündigen Fahrt mit der Rikscha, einen Hügel auf welchem überall Jesus und Marien Statuen aufgestellt waren. Die Christen unter den Burschen (wir haben auch Muslime und Hindus in unserer Gruppe, die nicht zu dieser Hügelbesichtigung hätten mitkommen müssen – es aber trotzdem getan haben) blieben bei den Statuen dann immer stehen und beteten – wenn sie nicht gerade vor Anstrengung keuchten, da die Erklimmung des vielleicht 100 Meter hohen Hügels auch die Bewältigung von ein paar Stufen bedeutete, was bei -zumindest manchen- körperlich besonders kaputten Burschen beinahe schon eine Dehydrierung nach sich zog. Nach der Besichtigung fuhren wir, etwa eine Stunde lang, weiter zu einem entlegenen, kleinen Tempel, welcher auf der einen Seite von malerischen Reisfeldern, und auf der anderen Seite von einem im Sonnenlicht glitzernden, kleinen See umgeben war – nur ein kleiner, holpriger Pfad führte zwischen den Reisfeldern und dem See direkt zu dieser kleinen Tempelinsel. Dieses kleine Örtchen, umsäumt von unmittelbar hinter den Reisfeldern und dem See sich erstreckenden, gemütlichen, friedlichen Hügeln und verschlafenen, weiten Wäldern, sowie akustisch eingehüllt von der leisen, gleichmäßigen Bewegung verträumter Wellen und dem vergnügten Gezwitscher der Vögel, bot wahrlich die Möglichkeit, die Seele baumeln zu lassen. Jedoch, bei dem Gebrüll und dem Herumgetobe, das die Burschen während unserer Zeit dort veranstalteten, stellte sich die Möglichkeit des Seele-baumeln-lassens als ein wenig hinderlich heraus - allerdings war ich auch nicht mit der Erwartungshaltung eines bevorstehenden ruhigen, gemütlichen Ausfluges hergekommen. Vor dem Essen spielten wir noch -wie könnte es anders sein- Cricket, bzw. las ich nach dem Essen ein wenig in dem Buch das mir Konrad vor 2 Wochen geborgt hatte. Ich streite nach wie vor mit mir selbst, ob der Höhepunkt dieses Tages nun die einzigartige, in all seiner Schönheit sich entfaltende Natur, oder ob der Höhepunkt das Essen war. Biryani Rice mit gerösteten Nüssen, Chicken Curry und Chili-Zwiebel-Curd. Das Essen war jedenfalls ohne Frage ebenfalls ein Erlebnis für sich. Leider gibt es viel zu selten dieses Gericht in Vimukti – das letzte Mal gab es das zu Weihnachten. Jedoch -> jetzt wo wir einen Hühnerstall in Vimukti gebaut haben -welcher auch schon bald von Hühnern beherbergt werden soll-, klammere ich mich zunehmend an die Hoffnung, künftig öfters dieses Gericht auf dem Teller vorzufinden. Schon bald nach dem Essen fuhren wir jedenfalls leider wieder zurück. Ich resümiere: Nach einem eher stressigen Vormittag, wurde der Tag zunehmend immer besser und schließlich sogar ganz nett. 

Ich beim Hissen der indischen Flagge
Dem schlussendlich doch überwiegend netten, und entspannten Mittwoch, folgte ein ziemlich verrückter Donnerstag. Es war der 26. Jänner und damit Republic Day -> Ahok und Siva nahmen wohl die Botschaft der, mit der am 26. Jänner 1948 in Indien ausgerufenen Republik, neuerworbenen Unabhängigkeit und Freiheit, ein wenig zu wörtlich und hauten in den frühen Morgenstunden ab. Nachdem ich aufgestanden und hinunter in den Eingangsbereich gegangen war, bot sich mir ein seltsames Bild: mit einem verlegenen Kratzen am Kopf und einem Runzeln der Stirn stellte ich fest, dass keiner da war. Kein Herumgetobe, kein von allen Seiten einschlagendes ‚Good Morning Brother‘, keine Rauferei, kein gar nichts. Mir war natürlich sofort klar, dass irgendetwas  passiert sein musste. Ein paar Minuten später kamen eine Handvoll Burschen beim großen Eingangstor zur Anlage hereinspaziert und erzählte mir, dass Ashok und Siva abgehaut seien, und dass alle Burschen ihnen nachgerannt seien um sie aufzuhalten. Offensichtlich mit Erfolg, da Ashok und Siva im Anhang mit ein paar anderen Burschen ein wenig später in Vimukti eintrudelten. So fing der Tag mal an. Gegen Mittag versuchte Ashok wieder abzuhauen. Diesmal gelang es ihm. Speziell Raja (einer der Mitarbeiter) war, bzw. ist sehr verärgert über das derzeitige, kopflose Verhalten der Burschen, und brüllte mal ein paar Stunden mit ihnen herum. Weiters kamen natürlich keine Fathers aus Vijayawada zu Besuch –so wie Sonntagabend angekündigt-, und es wurde auch nicht getanzt. Nicht einmal das köstliche Frühstück, bei dem es Puri (gehört u.a. zu meinem indischen Lieblingsfrühstück) zu essen gab, konnte die missmutige Stimmung auflockern. Neben dem Frühstück war für mich das Hissen der indischen Flagge am Dach des Gebäudes, das am Vormittag stattfand, das positive Highlight des Tages. Ich fühlte mich sehr geehrt, dass ich das tun durfte. Die Burschen und Mitarbeiter versammelten sich daraufhin vor der Flagge und sangen die indische Nationalhymne. Was ich als eine sehr schöne Tradition erachtete. Und gleichzeitig dachte ich mir auch, dass ich es eigentlich schade finde, dass nicht auch bei uns in Österreich ein bisschen mehr Nationalbewusstsein am Nationalfeiertag herrscht -> aber ich muss mich da natürlich auch selber an der Nase packen, da auch ich in der Vergangenheit der historischen Bedeutung dieses Feiertages nicht gerade besonders viel gedachte. Nun, das war es weitestgehend vom Donnerstag. Weiter zum letzten Tag der Woche. 

Freitag war, wie bereits schon erwähnt, der eigentlich einzig normale Tag; ganz ohne sonderliche Vorkommnisse. Einzig erwähnenswert scheint mir, dass in der Nacht von Donnerstag auf Freitag wieder 3 Burschen -Ramesh, Iru und Akil- versucht haben abzuhauen. Raja, einer der Mitarbeiter, ist die Nacht über allerdings wach geblieben und hat daher den Ausbruch verhindern können. Weiters sind uns an diesem Tag in Vijayawada 3 Volontäre aus Vishakhapatnam besuchen gekommen.

Abschließend möchte ich noch kurz erwähnen, dass wir Volontäre letzten Sonntag, von dem Lassi Mann, Uncle Pivy, bei dem wir uns am Wochenende immer Lassis (das ist so ein süßes Milchgetränk) kaufen gehen und der seinen Stand direkt neben unserer Volontärs Unterkunft hat, zur Hochzeit von seiner Tochter eingeladen wurden. Bin schon wahnsinnig gespannt auf meine erste indische Hochzeit!  

Soweit zu meiner doch etwas strapazierenden Woche. Bereits mit einer gewissen Sehnsucht blicke ich dem Urlaub mit meiner Familie, also mit meinen Eltern und meiner Schwester, Ende Februar entgegen. Jetzt heißt es wieder für eine Woche ab ins Chaos. Und obwohl ich mich zur Zeit doch etwas ausgelaugt fühle, so freue ich mich trotzdem schon wieder auf meine Burschen diese Woche. Das ungewisse und mulmige Gefühl, das in den ersten Monaten jeden Sonntag bevor ich nach Vimukti gefahren bin, in mir hochgekommen ist, ist langsam aber sicher geschwunden. Obwohl es Vimukti noch immer Woche für Woche schafft mich zu überraschen, trete ich mittlerweile viel aufgeschlossener und aufgeklärter meine Arbeit an. Aber mal sehen womit Vimukti meine Aufgeschlossenheit diese Woche wieder ins Wanken geraten lässt.
Euch wünsche ich jedenfalls eine erfolgreiche und schöne Woche.

Liebe Grüße aus Indien

Konstantin

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